Viele Grachten, bunte Blumen, Fahrräder und ein lebendiger Vibe: Die Hauptstadt der Niederlande ist bei Reisenden ein beliebtes Urlaubsziel. Über 20 Millionen Hotelübernachtungen verzeichnete die Stadt im letzten Jahr, dabei leben selbst nur knapp eine Million Menschen im Zentrum. Ob eine Amsterdam Grachtenfahrt, eine Walking-Tour durch weniger touristische Viertel oder eine Rundfahrt mit dem Fahrrad: Die Stadt geht gegen Overtourism vor und möchte Reisenden eine neue Perspektive aufzeigen.

Ich fahre die Rolltreppe an der Central Station nach oben. Mein erster Blick fällt auf die Boote, die auf der Gracht direkt daneben fahren. Mein Zweiter fällt auf die vielen anderen Menschen, die sich durch die kleinen Gassen von Amsterdam bewegen – ob zu Fuß, mit dem Auto oder auf dem Fahrrad. Es ist ganz schön was los hier. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Eigentlich möchte ich die Stadt erst einmal auf mich wirken lassen und versuche, dafür ein ruhiges Plätzchen zu finden. Puh, gar nicht so einfach! Denn sogleich werde ich von einem Radfahrer genervt angeklingelt und springe überrascht aus dem Weg.

Foto: Benjamin Bernotat

An diesem Tag ist in Amsterdam viel los, aber es steht auch der internationale Feiertag – der Koningsdag bzw. Koninginnedag – bevor. Die Niederlande feiert und zieht viele Besucher:innen an. Es ist ein großes Spektakel: Die Straßen werden orange geschmückt, überall am Straßenrand werden mobile Klos aufgestellt und Lieferdienste bringen stapelweise Getränke. Was ebenfalls auffällt, ist: Der Müll türmt sich entlang der Gassen.

Das soll sich ändern: Maßnahmen gegen den Massentourismus

Es ist sicherlich kein Tag wie jeder andere in Amsterdam. Seit 2019 kämpft die Stadt gegen Massentourismus und konzentriert sich seitdem darauf, die Touristenströme zu lenken, anstatt neue anzuwerben. Die Corona-Krise hat den Massentourismus noch verstärkt; Amsterdam beschließt eine Grenze für die Hotelübernachtungen vor Ort zu setzen und legt sie bei 20 Millionen fest. Zudem sollen weitere Maßnahmen umgesetzt werden, um die Anzahl der Tourist:innen unter dem Schwellenwert zu halten.

Wer nach Amsterdam reist, findet schnell ein nettes Hotel im Zentrum. Und dabei will es die Stadt nun belassen: neue Hotels dürfen nur noch nach Genehmigung gebaut werden, wenn ein anderer Hotelstandort schließt. Der Neubau darf die Gesamtzahl der Zimmer in der Stadt nicht erhöhen. Außerdem sollen lieber geschlossene Hotels schrittweise nachhaltiger und moderner restauriert werden. Wer neu bauen will, muss sich zukünftig außerhalb des Zentrums nach einem geeigneten Platz für sein Hotel umsehen.

Weitere Maßnahmen gegen Overtourism betreffen Reisende selbst: Längst ist die Stadt für ihre vielen hippen Bars, die legalen Coffee-Shops und das Rotlichtviertel bekannt. Mit der "Stay Away Campaign" im letzten Jahr richtete sich Amsterdam besonders an britische junge Männer, die sich aufgrund des hohen Alkohol- und Marihuana-Konsums schlichtweg schlecht benehmen. Rauchen im Rotlichtviertel, das Schlafen im Auto, Alkohol trinken an bestimmten öffentlichen Plätzen und das Urinieren am Straßenrand: die Verbotsschilder in der Innenstadt, die genau darauf hinweisen, sind nicht mehr zu übersehen.

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3 Tipps für deinen nächsten Trip nach Amsterdam: Grachtenfahrt, Rooftop-Views und umweltfreundliche Vibes

Mit einer weiteren Kampagne – “Renew Your View” – kämpft Amsterdam gegen das Image einer Stadt, in der alles erlaubt ist. Dabei gibt es so viel mehr dort zu sehen und zu erleben als das Rotlichtviertel und die Coffee-Shops.

Mir wird das sofort klar, als ich durch die kleinen Gassen von Amsterdam schlendere. Der Geruch von gemahlenem Kaffee, frisch gebackenen Pfannkuchen und blühenden Bäumen steigt mir sofort in die Nase. Ich atme durch: Jetzt kann ich endlich die Stadt auf mich wirken lassen.

Da hast du auch Lust drauf? Wir haben noch drei umweltfreundliche Tipps für deinen nächsten Amsterdam-Trip für dich:

#1 Grün, grüner, Amsterdam!

Zur Ruhe kommen kannst du entlang der idyllischen Grachten, Stadtparks und Radwege, die raus aus der Stadt ins Umland führen. Amsterdam hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 völlig emissionsfrei zu sein und möchte eine Kreislaufwirtschaft etablieren, Klimaneutralität erreichen und die Infrastruktur an das zukünftige Klima anzupassen. Das sind hohe Ziele, die man als Reisender definitiv unterstützen sollte. Warum also nicht Amsterdam beim nächsten Trip per Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden? Oder du stattest dem Businesspark De Ceuvel einen Besuch ab: Hausboote wurden hier für Arbeitsplätze, als Eventräume und für Fair Trade Cafés hergerichtet.

#2 Eine Amsterdam Grachtenfahrt mit dem Tretboot

Die Ursprünge des Amsterdamer Grachtengürtels reichen zurück ins 17. Jahrhundert. Bis heute prägen die historischen Wasserstraßen das Bild der niederländischen Hauptstadt. Eine Grachtenfahrt mit einem der vielen Anbieter ist sehr beliebt. Was viele nicht wissen: Du kannst die Grachten auch mit einem Tretboot oder Kanu selbst erkunden. Das macht doch gleich viel mehr Spaß und ist zudem umweltfreundlicher.

Foto: Viola Hinträger

#3 Eine neue Perspektive

Amsterdam ist mehr als nur das Stadtzentrum. Das Stadtviertel Oost lebt von trendigen Rooftop-Bars, verschiedenen Geschäften und lebendigen Straßenmärkten. Dort findest du auch das Restaurant Elixir, das sich gutem Essen und Nachhaltigkeit verschrieben hat. Einheimische können hier nicht nur Gemüse aus dem Schrebergarten gegen Essensmarken tauschen, sondern auch an verschiedenen Koch-Sessions und Tauschmärkten teilnehmen. Das Restaurant bietet zudem Variationen von burgundischer und niederländischer Küche an.

Was sind deine Geheimtipps für Amsterdam? Lass es uns in den Kommentaren wissen!