Dir fällt jetzt im Winter die Decke auf den Kopf und du möchtest etwas Besonderes erleben? Dann versuch es mal mit einer Wintersafari. Dafür musst du nicht extra bis nach Afrika fliegen, denn auch in Europa gibt es eine vielfältige Tierwelt zu beobachten. Welche Orte sich dafür besonders eignen, um Wildtiere in Deutschland, Schweiz und Polen zu erleben, und wie du dich respektvoll gegenüber den Tieren zeigst, erfährst du hier.
Nur ein paar Schritte weiter von mir höre ich ein Knacksen. Sofort bleibe ich ruhig stehen und spitze die Ohren. Langsam drehe ich meinen Kopf – und da sehe ich sie! Eine Elchkuh mit ihrem Kind beobachtet mich aufmerksam, schätzt die Gefahr ein und rührt sich erst mal nicht. Nur ihre Ohren wackeln, während das Elchbaby genüsslich weiter nach Nahrung sucht.
Wildtiere: Deutschland und Nachbarländer bieten sich für Wintersafaris an
In Europa gibt es tolle Spots, um Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Der Winter eignet sich dafür sogar besonders gut, da die Bäume kahl sind und einige Tiere nur zu dieser Jahreszeit bei uns in Europa zu finden sind.
Begegnungen mit Wildtieren gehören auf meinen Reisen zu meinen eindrucksvollsten Erlebnissen. Tiere in freier Wildbahn zu erleben, ist für mich etwas ganz Besonderes und ein stetiger Reminder, wie wichtig es ist, den natürlichen Lebensraum von Tieren zu erhalten.
5 Orte, um Wildtiere hautnah zu erleben
#1 Kegelrobben und Seehunde auf Helgoland
Kegelrobben und Seehunde machen es sich an Stränden auf Helgoland ganzjährig gemütlich. Zwischen November und Januar bekommen die Kegelrobben, die übrigens Deutschlands größte Raubtiere sind, auf Helgoland ihre Jungen. Wichtig ist es, Abstand zu halten und als Besucher:in den Wintererlebnispfad zu nutzen. Denn die Tiere tummeln sich zu tausenden an den Stränden und benötigen ungestörte Ruhe.
Wir sind übrigens auf Island in den Genuss gekommen, Robben beobachten zu können. Es lohnt sich wirklich sehr!
#2 Auf Wolfspfaden in der Lausitz unterwegs sein
Seit 2000 gibt es in Sachsen wieder Wölfe. Die Wahrscheinlichkeit, einem Wolf zu begegnen, ist in der Lausitz am höchsten, denn hier leben mittlerweile über 25 Wolfspaare. Wolfland tours bietet Wolfstouren in dem Gebiet an, mit der einzigartigen Gelegenheit, in Deutschland in die Welt der Tiere einzutauchen, viel über das Verhalten wilder Wölfe zu lernen und die wissenschaftliche Arbeit der Wolfsbiologen vor Ort zu begleiten.
#3 Schweinswale auf Sylt beobachten
Es ist das erste Walschutzgebiet Europas: In der gesamten Nordsee gehören das Meer vor den Inseln Sylt und Amrum zu den bevorzugten Aufenthaltsgebieten der Schweinswale. Entlang des Sylter Walpfads kannst du von Land aus mit etwas Glück Wale beobachten und dich gleichzeitig über die Tiere ausreichend informieren. Bei guter Sicht und windstillem Wetter tauchen oft Einzeltiere oder kleine Gruppen mit ihren dreieckigen, schwarzen Rückenfinnen aus den Wellen auf. Ostwind und ruhige See erhöhen die Sichtungswahrscheinlichkeit. Mit Fernglas oder Spektiv ausgerüstet, können zudem seltene Seevögel wie Basstölpel, Dreizehenmöwen, Raubmöwen und Trottellummen beobachtet werden.
#4 Steinböcke und Murmeltiere in der Schweiz
Im Naturpark Beverin, im Aperschälli-Gebiet in der Schweiz, wurden zwei Wildtierbeobachtungspunkte eingerichtet. Hier findest du optimale Bedingungen, um alpine Wildtiere wie Schneehühner, Murmeltiere und Steinböcke zu beobachten. Zudem stellt der Park umfassende Informationen zu den Wildtieren bereit, um Besucher:innen für den respektvollen Umgang mit der Tierwelt und ihrem natürlichen Lebensraum zu sensibilisieren.
Murmeltiere in freier Wildbahn kannst du auch im Nachbarland Liechtenstein beobachten. Weitere Informationen dazu findest du in unserem Travel Guide:
#5 Wisente in Polen erleben
Der Nationalpark Puszcza Białowieża in Polen ist eines der ältesten Europas und beherbergt die wilden Wisente. Die Tiere, die ihren Verwandten, den amerikanischen Bisons ähneln, sind imposant und haben dort ihre Heimat. In dem Bioreservat, das auch UNESCO-Weltkulturerbe ist, kannst du Touren buchen oder auf eigene Faust durch die Winterlandschaft stapfen, um mit etwas Glück auch Luchse, Wölfe und Elche zu erspähen.
Tipps für den respektvollen Umgang mit Wildtieren
Auf unseren Reisen haben wir es leider immer wieder erlebt, dass Menschen Schilder mit Anweisungen zum Umgang mit Wildtieren ignoriert und Tiere dadurch aufgescheucht und erschreckt haben. Umso wichtiger ist es, darauf aufmerksam zu machen, wie du dich bei Wildtierbeobachtungen richtig und respektvoll gegenüber der Tierwelt zeigst.
#1 Bleibe auf den Wegen
Wildtiere sind gegenüber Menschen, die auf Wanderwegen unterwegs sind, weniger empfindlich und lassen sich deshalb auch weniger beunruhigen. Verlässt du jedoch den Weg, können die Tiere unberechenbar werden, weil sie dich als Gefahr wahrnehmen. Oder sie werden dadurch gestresst und flüchten. Damit verschwenden sie besonders im Winter wertvolle Energie oder können sich leicht verletzen.
#2 Bewege in der Nähe von Wildtieren langsam und verhalte dich ruhig
Wildtiere reagieren auf Bewegungen – selbst, wenn du nur den Arm bewegst, um in ihre Richtung zu zeigen. Bleibe achtsam und versuche auch nach Tiergeräuschen zu lauschen.
#3 Setze dich an einen übersichtlichen Ort hin und warte
Der natürliche Lebensraum ist kein Zoo. Nicht immer wirst du die Tiere sehen, die du gerne erleben möchtest. Denn die Wildtiere sind immer in Bewegung und oft sehr scheu. Aus der Ferne lassen sie sich leichter mit einem Fernglas beobachten.
#4 Halte Abstand
Besonders, wenn Jungtiere in der Nähe sind, ist es umso wichtiger, ausreichend Abstand zu den Tieren einzuhalten (bei Robben etwa mind. 30 Meter) zu halten und die Bewegungen der Tiere zu beobachten.
#5 Zeige Respekt und sei ein Vorbild
Dein Verhalten gegenüber den Wildtieren zeigt auch anderen Beobachter:innen, wie man respektvoll mit der Tierwelt umgehen kann. Sei also ein Vorbild und zeige auch gegenüber anderen Respekt. Fühlen sich Tiere zu sehr gestört, wechseln sie ihren Lebensraum.