In unserer Kategorie Gedanken auf Reisen schreiben wir über Dinge, die wir unterwegs erleben – oder schicken unsere Gedanken sprichwörtlich auf Reisen. Bei uns steht der nächste längere Trip an, und im Freundes- und Bekanntenkreis wird uns immer wieder ein schöner Urlaub gewünscht. Dieser Gedanke hat sich anscheinend in den Köpfen manifestiert, dass Reisen also gleich Urlaub ist. In diesem Beitrag erfährst du, warum wir Reisen vom Urlaub abgrenzen sollten.

Nicht nur ich mache mir zu diesem Thema Gedanken, sondern auch der Philosoph Christian Schüle, der im NDR-Philosophie-Podcast Tee mit Warum unter anderem eine Abgrenzung von Urlaub und Reisen vornimmt. Ich finde, dass er es gut auf den Punkt bringt, wenn er sagt, dass man angekommen sein muss, um Urlaub zu machen. Eine Reise ist es dann, wenn man noch nicht angekommen ist. Dabei stellt er aber klar, dass beides selbstverständlich seine Berechtigung hat, allerdings eine Unterscheidung sinnvoll sei.

Reisen ist auch Selbsterkenntnis

Schüle spricht davon, dass wir die Welt um uns spüren, wenn wir reisen und wir uns automatisch vom Künstlichen abgrenzen, da wir Menschen, Kulturen und Orte mit eigenen Augen sehen und uns dort wiedererkennen. Das klingt jetzt vielleicht etwas kryptisch oder weit hergeholt, aber ich finde, aus diesen Gedanken lässt sich einiges ableiten. Reisen lehrt uns in gewisser Weise Demut und Dankbarkeit für das, was wir haben.

Für mich selbst ist Reisen aber auch immer eine Entdeckung der Welt und von Orten und Dingen, von denen ich bis jetzt noch nichts mitbekommen oder die ich nicht bewusst wahrgenommen habe. Deshalb nehme ich von jeder Reise auch immer ein Souvenir mit: Kein Haptisches in materieller Form, sondern vielmehr ein Gefühl, ein Erlebnis, eine Geschichte, die mein weiteres Leben bereichern wird.

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Auf Reisen bin ich Gast in einem Land

Ein weiterer interessanter Gedanken aus dem NDR-Philosophie-Podcast mit Christian Schüle ist der Aspekt der Fremdheit. Als Reisender bin ich Gast in einem anderen Land und somit muss ich mich mit meiner eigenen Fremdheit beschäftigen. Deshalb versuche ich, kommunikative und kulturelle Codes zu verstehen und zu erkennen.

Meine eigenen Erfahrungen damit sind, dass ich auf Reisen immer versuche, ein paar Wörter in der jeweiligen Landessprache zu lernen, um zumindest grüßen zu können. Damit signalisiere ich, dass ich mich mit dem Land beschäftige und versuche, die Sprache zu lernen, also die kommunikativen Codes zu verstehen. Ebenso beobachte ich die Locals und versuche dadurch, die Lebensweise am jeweiligen Ort besser zu verstehen und dies auch in meiner Anwesenheit zu berücksichtigen.

Ein kleines Beispiel hierfür war unser Roadtrip durch Großbritannien und Irland, bei dem wir gelernt haben, wie aufmerksam und vorausschauend im Straßenverkehr miteinander umgegangen wird. Da kann man kurz vor der Ampel noch auf die linke Spur wechseln, weil das Auto hinter einem vom Gas geht, damit man einscheren kann. Mit dieser kleinen Erkenntnis sind wir sehr gut durch Großbritannien und Irland gekommen.

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Es sind stellenweise einfach die kleinen Dinge, die den Unterschied machen, und so kann ein einfaches Hallo und Danke oder Bitte in der Landessprache Wunder bewirken und auch die ein oder andere Tür aufschließen.

Urlaub ist also nicht Reisen

Kommen wir nun noch einmal zum Anfang zurück und zur Ausgangsfrage, warum Urlaub nicht Reisen ist. Klar kann ich auch im Urlaub versuchen, auf die kulturellen und kommunikativen Codes zu achten, und das sollte ich auch. Der Urlaub dient mir ja dazu, meine Batterien wieder aufzuladen, zu entspannen und neue Energie zu tanken, damit ich wieder meiner Arbeit nachgehen kann. Auf Reisen dagegen habe ich oftmals noch kein genaues Ziel und auch der Weg kann sich jederzeit ändern. Ich muss mich also auf verschiedene Eventualitäten einstellen. Reisen bedeutet für mich unterwegs zu sein und damit aus gewohnten Mustern und Verhaltensweisen auszubrechen und neue Perspektiven einzunehmen.

Wo ziehst du die Grenze zwischen Urlaub und Reisen? Schreib deine Gedanken in die Kommentare.