Albanien gilt als aufstrebende Reisedestination im Balkan. Letztes Jahr erlebte das Land ein Rekordhoch an Tourist:innen. Besonders beliebt sind die Küstenstädte, zu denen auch der Ort Vlora gehört. Wer in die Hafenstadt reist, bewegt sich auf weniger touristischen Pfaden. Die Stadt bietet nicht nur einen malerischen Sandstrand mit türkis-blauem und kristallklarem Meer. Sie ist auch eine der historisch und kulturell bedeutendsten Städte in Albanien.

Sie ist die drittgrößte Stadt Albaniens und zudem auch die älteste: die Hafenstadt Vlora. Das Land selbst ist Europas bekanntester Geheimtipp. Einst war es verschlossen, missverstanden und rückständig. Seit der Corona-Pandemie erlebt Albanien einen wachsenden Ansturm an Tourist:innen. Während andere europäische Länder an der Adria unter Massentourismus leiden, gilt Albanien als noch weitestgehend unberührt, authentischer und günstiger. Durch den Tourismus steht das Land jetzt wirtschaftlich besser dar, dem großen Problem der Abwanderung kann so etwas entgegengesetzt werden.

Wie in jedem anderen Land bringt der Tourismus Hoffnung, aber auch Schattenseiten mit sich. Wer im Süden von Albanien unterwegs ist, findet dort kleine unberührte Buchten mit traumhaften Stränden. Lange Zeit galten sie als Geheimtipp, heute entwickeln sie sich zum Hotspot.

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Vlora: Strand und eine unberührte Lagune – oder?!

In den Reisenews ist überall zu lesen: Vlora erhält einen eigenen Flughafen. Der Tourismus wird also noch mehr angekurbelt. Was aber dabei in den Hintergrund gerät: Der Flughafen nimmt wichtigen Lebensraum für Vögel ein. Bei der Hafenstadt liegt eine Lagune hinter einer Steilküste, die vom Fluss Vjosa gespeist wird. Dieser wurde von Albanien komplett unter Schutz gestellt, denn Vjosa ist der letzte völlig unregulierte Fluss Europas. Gleichzeitig ist er ein Paradies für Flamingos, Pelikane und Zugvögel. Ein Stück der Lagune wurde aber vom Naturschutz ausgenommen, um genau dort den neuen Flughafen hinzubauen. Das Projekt gilt deswegen als sehr umstritten und erhält viel Kritik, auch seitens der Europäischen Union.

Generell treibt Albanien die Infrastruktur für den immer größeren Ansturm von Tourist:innen weiter voran. Hotels werden an der Steilküste gebaut und Gesetze neu entwickelt, die auch Naturschutzgebiete betreffen. Gleichzeitig entstehen neue Jobs für die jungen Leute. Die große Frage, die bleibt, und wahrscheinlich fast schon philosophisch ist: Sollte diese unberührte Natur, die es tatsächlich in Albanien noch gibt, nicht lieber erhalten bleiben, anstatt sie zu zerstören, um sie dann wieder aufzubauen?

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Geheimtipp Vlora: Strand, Meer und Historie

Zurück zu Vlora: Die albanische Stadt überzeugt bereits in der Nebensaison durch lange Spaziergänge, etwa am Strand Plazhi i Vjeter. Die kleine historische Altstadt ist gemütlich, herausgeputzt mit bunten restaurierten Häusern und besonders die Strandpromenade bietet entspannte Cafés, Bars und Restaurants. In den Sommermonaten herrscht ein deutlich feier-launiger Vibe. Die Stadt eignet sich auch als guter Ausgangspunkt für Ausflüge zu weiteren Highlights in Albanien: Berat, Gjirokastra und den Llogara-Nationalpark, der gleich um die Ecke liegt, kannst du von Vlora aus gut erreichen.

Wer denkt, dass es außer dem traumhaften Meer nicht mehr in Vlora gibt, sollte einen genaueren Blick auf die Historie der Stadt werfen. Als älteste Stadt Albaniens ist sie sehr bedeutend: Am 28. November 1912 erklärte sich das Land in Vlora vom Osmanischen Reich für unabhängig und eine kurze Zeit war sogar Vlora die Hauptstadt des neuen Staats. Das Unabhängigkeitsdenkmal am Flaggenplatz der Hafenstadt erinnert heute noch an diesen historisch wichtigen Moment in der albanischen Geschichte sowie an die schwierigen Nachkriegsjahre des Landes. Es wurde von Mumtaz Dhrami entworfen, einem produktiven Bildhauer des 20. Jahrhunderts, der zu Zeiten des Kommunismus zahlreiche Werke in ganz Albanien geschaffen hat.

Einen Besuch wert ist auch die Burg Kanina, die sich südöstlich von Vlora befindet und im 4. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde, als die Region von griechischen Stämmen besiedelt wurde. Sie liegt auf dem Berg Shushica und thront 380 Meter über dem Meeresspiegel. Von der Burg aus bietet sich ein fantastischer Ausblick auf Vlora mit der Insel Sazan im Hintergrund.

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