Spätestens jetzt im Sommer geht’s ab in den Urlaub und dabei ist der Umweltaspekt oft gar nicht mehr wegzudenken. Wer reist, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck und beeinflusst Natur, Umwelt und Kultur des Urlaubslandes. Darauf reagieren nun auch 10 beliebte europäische Länder, die damit werben, dass sie sich für das Klima einsetzen, um trotz Klimawandel und Overtourism Reisenden einen erholsamen Urlaub bieten zu können.
Beliebte europäische Urlaubsländer leiden unter Overtourism: In Venedig wird deswegen fünf Euro Tageseintritt verlangt, um Tagesbesucher:innen abzuhalten. In Amsterdam gibt es eine Stay away-Kampagne für britische Junggesellenabschiede und in Portugal werden Wanderwege abseits der touristischen Pfade erschlossen, um Touristenströme umzulenken.
Es sind gezielte Maßnahmen und Angebote der europäischen Länder, die zum einen den Klimaschutz unterstützen sollen und zum anderen dazu beitragen, weiterhin als Urlaubsland attraktiv zu bleiben. Doch welche Maßnahmen werden nun konkret umgesetzt?
Mehr Klimaschutz und gegen Overtourism: So setzen sich europäische Länder ein
#1 Italien
Sonne, Meer und italienische Leichtigkeit: Italien ist ein beliebtes Reiseziel und leidet jährlich unter einer steigenden Anzahl von Tourist:innen. Nicht nur Großstädte wie Rom, Florenz und Venedig sehen sich einem großen Besucheransturm entgegen, auch kleinere Städte wie Bozen, Capri und San Gimignano locken zahlreiche Besucher:innen an.
Italiens Hauptstadt hat sich deswegen vorgenommen, Rom wieder zu begrünen. Die immer weiter steigende Hitze macht Bewohner:innen und Reisenden schwer zu schaffen. An jeder Straßenecke gibt es zwar Brunnen mit Trinkwasser – nun sollen auch über 100.000 Schatten spendende Bäume dazu beitragen, dass es Urlauber:innen in der Hitze gut geht.
#2 Spanien
Europas beliebtestes Urlaubsland verzeichnet Rekorde: Schon im ersten Quartal wurden 24 Millionen Tourist:innen gezählt und damit mehr als im Vorjahr. Die Anzahl an Urlauber:innen führt zu erheblichen Problemen mit der Umwelt, gleichzeitig gehen tausende Spanier:innen auf die Straße, um gegen den Massentourismus und steigende Mietpreise zu demonstrieren.
Besonders Mallorca und andere Baleareninseln setzen sich nun für mehr Nachhaltigkeit ein: Seit 2022 gilt ein Gesetz im Tourismusbereich, das Hotels, Restaurants und andere Teile der Industrie dazu anhält, umweltfreundlicher zu wirtschaften und Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Sie sind jetzt verpflichtet, darzulegen, wie viel Energie und Wasser sie bisher verbrauchen, welchen Müll sie produzieren und woher sie ihre Lebensmittel beziehen. Wichtig ist dabei auch die Architektur der Hotelanlagen und die eingesetzten Maßnahmen um Energie, Wasser und Müll einzusparen.
#3 Kroatien
Besonders im Sommer ist das Land an der Adria mit seinen türkis-blauen Buchten und Inseln ein beliebtes Reiseziel. 20,6 Millionen Reisende mit 108 Millionen Übernachtungen hat das Fremdenverkehrsministerium 2023 verzeichnet. Besonders Dubrovnik erfreut sich großer Beliebtheit – so sehr, dass die Zufahrt von Kreuzfahrtschiffen und Autobussen mit Tagesausflüglern eingeschränkt wurde.
Bis 2030 sollen touristische Destinationen abseits der Adriaküste gefördert werden: Leicht verfallene Sanatorien sollen renoviert und der Wellness- und Gesundheitstourismus ausgebaut werden.
#4 Frankreich
Baguette, Pain au Chocolat und Bouillabaisse: Frankreich ist nicht nur für seine ausgeprägte Esskultur bekannt. Um den Tourismus im Land nachhaltiger zu gestalten, hat die Regierung einen nationalen Plan ins Leben gerufen, der insbesondere die ländlichen Regionen im umweltbewussten Tourismus stärkt. Bemerkbar macht sich dies vorwiegend durch die verschiedenen Siegel, mit denen Unterkünfte und touristische Ziele für ihre Nachhaltigkeit werben. Die neueste Maßnahme: ein Bahnticket für Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren für 49 Euro. Im Sommer 2024 können sie unbegrenzt pro Monat die Regional- und Intercity-Züge im Land nutzen.
#5 Griechenland
Griechenland bekommt den Klimawandel stark zu spüren: Das Land leidet unter zunehmender Trockenheit, Überschwemmungen und katastrophalen Waldbränden. Dennoch sind die Griech:innen auf den Tourismus angewiesen.
Zwei Milliarden Euro sollen nun in den Zivil- und Klimaschutz gesetzt werden, um neue Lösungen zu schaffen und nachhaltigen Tourismus anzukurbeln. Dazu gehören auch kleine örtliche Maßnahmen, wie auf der Insel Astypalea, wo vollständig auf E-Mobilität und grüne Energie umgestellt werden soll. Wind- und Sonnenkraft machen übrigens bereits gut die Hälfte der griechischen Stromversorgung aus.
#6 Österreich
Das Land beschäftigt sich schon seit Jahren damit, wie es den Tourismus nachhaltig und klimaschonend ausbauen kann. Dabei stehen die öffentlichen Verkehrsmittel im Fokus, ebenso wie der Wintertourismus: Lifte, die mit Sonnenkraft betrieben werden, Pistenfahrzeuge, die mit Biokraftstoffen unterwegs sind, und Beschneiungsanlagen, die zu 90 Prozent mit erneuerbarer Energie laufen.
Da vor allem die Winter immer schneeärmer werden, werden alternative Sportarten zum Skifahren entwickelt.
#7 Schweiz
Mit der Hotelübernachtung gibt’s in Genf und anderen Schweizer Städten den Bus und die Straßenbahn gratis obendrauf. Mit dem Ticino-Ticket im Tessin können Besucher:innen so im ganzen Kanton von den Bergen im Norden bis zum Lago Maggiore und dem Luganersee fahren und lassen das Auto dafür lieber stehen. Die Gemeinde Lauterbrunnen im Berner Oberland überlegt sogar, ebenfalls eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen einzuführen, da sich oft teils Kilometer lange Staus in das Bergdorf ziehen.
#8 Portugal
Das beliebte Urlaubsland ist auf den Tourismus angewiesen und setzt sich für nachhaltigen Tourismus ein, der bis 2050 weitgehend CO₂-neutral sein soll. Vor allem die kleinen, historischen Dörfer wollen dabei Vorreiter sein. Sie haben sich 2023 in der Ortschaft Idanha-a-Velha mit dem Ziel zusammengeschlossen, die ersten CO₂-neutralen Touristenziele zu werden. Und erste Ergebnisse können sich bereits sehen lassen: In drei Dörfern wurden Häuser zertifiziert, die durch Maßnahmen wie sparsamere Wasserhähne, Duschen und Toilettenspülungen sowie innovative Systeme zum Bewässern von Grünanlagen hervorstechen.
#9 Mecklenburg-Vorpommern
Das Urlaubsland im Nordosten Deutschlands gilt mit seinen Ostsee-Stränden, Seen, den Inseln Rügen und Usedom als Top-Reiseziel unter den deutschen Urlauber:innen. Ein großes Angebot an umweltbewussten Hotels sowie Bio-Hotels und Maßnahmen zur emissionsarmen Kreuzfahrt lassen das Reiseherz höher schlagen. Vor allem die Inseln und die Region Fischland-Darß-Zingst leiden unter einem hohen Verkehrsaufkommen zur Hauptsaison, wie eine Klima-Fußabdruck-Studie 2023 festgestellt hat. Dem entgegenwirken wollen die Kommunen nun mit kostenlosen Bus-Angeboten.
#10 Allgäu
Die bayerische Alpenregion steht vor der Herausforderung, den Skitourismus trotz Klimawandel weiterhin zu ermöglichen. Dabei ist der Einsatz von Kunstschneekanonen sehr umstritten. Drei von vier Bergbahnen werden mit Schneekanonen per Öko-Strom betrieben. Für die Zukunft sind in dieser Region weitere innovative Lösungen gefragt, damit das Allgäu weiterhin ein beliebtes Reiseziel bleibt.