Wir Deutsche sind bekannt für unser Streben nach Sicherheit. Ob Reiserücktritts- oder Gepäckversicherung – „Safety first“ gilt auch im Urlaub. Es überrascht daher nicht, dass es jetzt eine Wetterversicherung gibt. Ein Hamburger Start-up hat aus den zunehmend unsicheren Klimaverhältnissen ein Geschäft gemacht. Doch für wen ist diese Versicherung wirklich sinnvoll?

Zunächst müssen wir einmal die Frage stellen, was überhaupt eine Wetterversicherung ist: Hier reden wir von einer speziellen Absicherung, die Reisende vor finanziellen Verlusten schützt, wenn das Wetter während des Urlaubs nicht wie erwartet ausfällt. Die Funktionsweise ist relativ einfach: Der Versicherungsnehmer erhält eine Entschädigung, wenn bestimmte Wetterbedingungen eintreten, die im Vertrag festgelegt sind, etwa anhaltender Regen oder ungewöhnliche Kälte. Diese Versicherung unterscheidet sich von anderen Reiseversicherungen, da sie nicht auf Ereignisse wie Krankheit oder Stornierung abzielt, sondern ausschließlich auf Wetterbedingungen. Typische Szenarien, in denen die Versicherung greift, sind beispielsweise unerwartet verregnete Sommerferien an der Ostsee oder ein kühler Strandurlaub auf den Kanaren.

"Wetterheld" – das Geschäft mit dem Klimawandel

Das Hamburger Start-up "Wetterheld", oder auch die Berliner Firma "Weather Promise", haben sich auf diese Art von Versicherung spezialisiert. Hinter den Unternehmen steht ein Team aus Versicherungsexpert:innen und Unternehmer:innen, die die Marktlücke erkannt haben. Wetterheld etwa bietet verschiedene Produkte an, die spezifische Wetterereignisse abdecken, wie Regenversicherungen für den Sommerurlaub oder Schneemangelversicherungen für den Skiurlaub. Die Zielgruppe umfasst vor allem Urlauber:innen, die ihre Reise nicht stornieren können oder wollen, aber dennoch eine gewisse Absicherung gegen Wetterenttäuschungen suchen. Die Preisgestaltung variiert je nach Reiseziel, Reisezeit und den gewünschten Wetterkriterien, was bedeutet, dass Kund:innen die Versicherung an ihre Bedürfnisse anpassen können.

Im Grunde kann man sagen, dass es aus ein Geschäft mit dem Klimawandel ist. Wir alle spüren und wissen, dass das Wetter immer unbeständiger wir. Eine Versicherung kann zwar das Wetter nicht ändern, aber immerhin eine Entschädigung für fehlenden Sonnenschein auszahlen.

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Ernsthaft? Eine Wetterversicherung?

Ob eine Wetterversicherung wirklich notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit für schlechtes Wetter während eines Urlaubs zwar gegeben, aber oft regional unterschiedlich. Eine Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, dass sich die Versicherung natürlich für Reisen lohnen könnte, bei denen das Wetter eine entscheidende Rolle spielt, wie bei Strandurlauben oder Outdoor-Aktivitäten. Doch verhindert eine mögliche Entschädigung wirklich den Frust im Urlaub? Schließlich geht es ja auch um kostbare Urlaubstage und nicht nur um Geld.

Abgesehen davon, gibt es wie bei jeder Versicherung, auch bei der Wetterversicherung potenzielle Fallstricke. Eine der größten Herausforderungen sind intransparente Vertragsklauseln, die es für die Versicherten schwer machen, genau zu verstehen, wann und unter welchen Bedingungen die Versicherung tatsächlich zahlt. Darüber hinaus kann es zu Enttäuschungen kommen, wenn das Wetter zwar nicht ideal ist, aber dennoch nicht schlecht genug, um eine Auszahlung zu rechtfertigen. Viele Expert:innen und Verbraucher:innen kritisieren gar, dass solche Versicherungen oft mehr Unsicherheiten schaffen, als sie beseitigen.

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Fazit: Es gibt kein schlechtes Wetter …

Klar, wir alle wollen schönes Wetter an unseren freien Tagen. Doch wie so oft ist das perfekte Wetter oder die beste Reisezeit Ansichtssache. Aufmerksame Leser:innen unserer Travel Guides wissen, dass jede Jahreszeit ihren eigenen Charme hat. Und wenn es mal wirklich ein oder zwei Tage in Strömen regnet, bieten sich garantiert jede Menge Indoor-Abenteuer oder kulinarische Erlebnisse vor Ort.

Statt Geld für eine Wetterversicherung auszugeben, wäre es vielleicht ratsamer in regenfeste Kleidung zu investieren oder einen Reiseplan zu entwerfen, der einen Plan B enthält. Zur Verteidigung der genannten Firmen sei aber gesagt, dass eine Wettversicherung durchaus ihre Berechtigung hat, wenn auch mehr für Unternehmen, die auf bestimmte Wetterbedingungen angewiesen sind. So können sie sich gegen drohende Umsatzeinbußen versichern, etwa für Skiverleiher oder Strandkorbvermietungen.

Doch für die gemeinen Reisenden sollte es kein schlechtes Wetter geben.
Nur schlechte Planung. Und Kleidung.