Overtourism trifft jetzt auch auf Pompeji: Tickets für die archäologische Stätte werden zukünftig begrenzt, um die UNESCO Weltkulturstätte vor den Touristenmassen zu schützen. Damit folgt der archäologische Park anderen kulturellen Beispielen, die wegen Overtourism eine Obergrenze für die Besucheranzahl am Tag einführen mussten. Für die eigene Urlaubsplanung bedeutet das aber auch, dass es nicht mehr so leicht ist, spontan an Tickets zu kommen. Wird Reisen nun komplizierter?
Auf unserer Italien Rundreise haben wir auch einen Stopp in Pompeji eingelegt. Die archäologische Ausgrabungsstätte gehört ja schließlich zum kulturellen Pflichtprogramm, oder? Da wir in der Nebensaison dort waren, konnten wir ohne Probleme Tickets bekommen, ohne lang anzustehen. Wir haben sie sogar spontan direkt vor Ort gekauft, da uns die Auswahl an Tickets online offen gesagt etwas überfordert hat. Übrigens sind wir damit noch etwas günstiger weggekommen. Wer an der Kasse bar zahlt, hatte sogar noch eine kürzere Warteschlange vor sich.
Pompeji: Tickets sind zukünftig begrenzt
Pompeji selbst war sehr spannend und hat uns voll in seinen Bann gezogen. Wir hatten einen Audioguide gekauft, der zwar vom Storytelling her etwas trocken war, aber durchaus interessante Aspekte zu der Stadt, die vor knapp 2.000 Jahren unter der Asche infolge des Vesuvausbruchs begraben wurde. Die archäologische Ausgrabungsstätte ist groß und damit ist es selten eng, obwohl Touristenmassen unterwegs sind. Was uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war: Dass Pompeji in diesem Sommer einen Besucherrekord verzeichnete. Der Ansturm an Tourist:innen erschwert es, die UNESCO-Weltkulturerbestätte zu bewahren. Pompeji leidet zu sehr unter Overtourism.
Die Gegenmaßnahme, wie sie schon von anderen kulturellen Städten wie dem Vatikan in Rom oder Venedig bekannt ist: Die Besucherzahlen zu begrenzen, und zwar auf 20.000 Tickets pro Tag. Laut Parkleitung gibt es seit November 2024 personalisierte Tickets und es werden kostenfreie Shuttle-Busse von Pompeji aus zum Besuch anderer antiker Stätten angeboten, wie Stabia, Torre Annunziata und Boscoreale. Das Ziel: ein langsamer, nachhaltiger Tourismus, der diese besondere kulturelle Stätte bewahrt und nicht kontinuierlich schädigt.
Keine Spontanität mehr bei der Reiseplanung?
Dazu passt die Frage: Wird Reisen immer komplizierter und exklusiver? Können wir nur noch kulturelle Stätten besuchen, wenn wir Tickets weit im Voraus buchen? Die Antwort mit Blick auf das letzte Jahr lautet auf jeden Fall: Ja – vor allem, wenn man in der Hauptsaison reist.
Wir wollten übrigens gerne auch auf den Vesuv wandern. Das Thema hatte sich aber dann schnell erledigt, als deutlich wurde: Dafür benötigt man auch Tickets. Diese sind begrenzt und sie sind schnell ausverkauft. Und das sogar in der Nebensaison. Dann wollten wir die berühmte Amalfiküste erleben. Auch hier hat eine kurze Recherche ergeben: zu kompliziert. Nur an bestimmten Tagen hätten wir mit unserem Auto die Straßen fahren dürfen. Der übermäßige Tourismus dort belastet die Region und vor allem die Einwohner:innen. Für uns war schnell klar: Es ist nicht nur kompliziert, sondern wir wollen lieber dazu beitragen, dass die Gegend von Tourismus nicht erdrückt wird. Für uns ging es weiter in den Süden und damit in Richtung der kulturellen Stätten, die nicht täglich unter dem Tourismus ächzen.
Kultur pur gibts nur noch mit guter Vorausplanung
Die Angst davor, eine wichtige Sehenswürdigkeit zu verpassen, haben wir nicht. Wir lieben es viel mehr, auf Reisen das Land authentisch kennenzulernen. Ob das für jeden gilt? Vermutlich nicht. Auf unserer Italien-Rundreise haben wir auch in Rom Halt gemacht: Lange Schlangen haben sich vor dem Vatikan und Petersdom gebildet, überall gab es Menschen, die noch vermeintliche Last-Minute-Tickets und Führungen angeboten haben. Wer nach Rom reist und diese Sehenswürdigkeiten besuchen will, muss also frühzeitig planen.
Im Shuttlebus zurück zum Campingplatz saß mit uns eine deutsche Familie. Die Mutter hatte zahlreiche Tickets in ihrer Hand und versuchte, zeitlich zu managen, wann und an welchem Tag sie welche Sightseeing-Hotspots besuchen könnte. Und ja: Für uns klang das in diesem Moment kompliziert. Uns taten eher die Füße weh, weil wir so viel gelaufen sind. Wir entdecken gerne neue Städte zu Fuß und lassen uns treiben. Bis wir uns in einem ruhigen Café niedergelassen und die Menschen beobachtet haben: bei ihrem täglichen Einkauf und Besorgungen, bei ihren Telefonaten und im Umgang mit ihren Mitmenschen. Der Wirt stellte uns immer wieder neue Snacks auf den Tisch und brachte kostenfreie Süßigkeiten aufs Haus. Für uns war damit klar: Das ist La dolce vita!
Darum ist die Begrenzung der Tickets gut so
Ich denke, es wird deutlich: Wir gehören wohl eher zu den spontanen Reisenden. Reiseplanung weit im Voraus ist nicht so unsere Priorität. Dabei bringt der kostenpflichtige Zugang zu kulturellen Stätten viele Vorteile mit sich: Die Besucherzahlen sind limitiert, gefährdete Regionen, Städte und Sehenswürdigkeiten werden damit geschützt. Stundenlanges Anstehen in der prallen Sonne, um das perfekte Bild von der Spitze des Vesuvs aus zu machen, ist damit Geschichte. Es ist weniger überlaufen, alles ist entzerrter und stressfreier. In der Hoffnung, dass auch die Natur eine Verschnaufpause bekommt.
Was ich daran gut für meine eigene Reiseplanung finde: Im Grunde wird eine Vorauswahl der Sehenswürdigkeiten oder Städte, die ich sehen will, bereits im Vorfeld getroffen. Ohne mein Zutun. Was ich sehen will, bestimme ich selbst. Es liegt also an mir, mich rechtzeitig um Tickets zu bemühen. Ansonsten findet ihr mich eher auf den Nebenstraßen in Ruhe einen Espresso trinken.