Papageientaucher: Island hat sie als Wahrzeichen und sie sind bekannt für ihre Tollpatschigkeit und ihre leuchtend orangen Schnabel. Sie zu beobachten, ist faszinierend. Jedes Jahr sorgen die kleinen Vögel für Aufregung, wenn sie an Land kommen, um zu brüten. Denn in Island sind sie Symbol dafür, ob es der Natur gut geht. In diesem Beitrag erfährst du mehr darüber und wir sagen dir, wo du im Norden die fliegenden Clowns sehen kannst, denn Papageientaucher sind auf Island, Großbritannien und in Norwegen weitverbreitet.
Als es abends wird, stehe ich aufgeregt am Vogelfelsen. Ob wohl bald mehrere Papageientaucher vom Meer herfliegen und in ihren Bau, eine Art Erdhöhle im Vogelfelsen, zurückkehren werden? Es dauert nicht lange und schon ist einer da – und noch einer, und noch einer. So viele, dass ich sie gar nicht zählen kann. Da ist richtig was los an dem Vogelfelsen und ich kann in aller Ruhe die bunten Vögel dabei beobachten, wie sie tollpatschig zur Landung ansetzen, um in ihrem Bau zu verschwinden oder an Land mit ihren Mitvögeln zu interagieren. Es ist ein wahres Schauspiel!
Tollpatschig und perfekte Taucher: Papageientaucher
Genauso wie ich diesen Moment innerlich für die Ewigkeit abgespeichert habe, feiert Island jedes Jahr das Ankommen der Papageientaucher. Es ist ein Zeichen dafür, dass es der Natur (noch) gut geht. Denn der Bestand dieser wunderbaren Vögel reduziert sich jährlich immer mehr. Papageientaucher sind gefährdet und stehen auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) für Vögel.
Sogar auf Helgoland hat der Vogel mal gebrütet; Eine Rückkehr ist aber wohl eher unwahrscheinlich. Wie auch auf Island ist das Problem der Futtermangel. Durch die Erwärmung des Meerwassers infolge des Klimawandels verändert sich die Hauptnahrung des schillernden Vogels. Sprotte und Sandaal laichen immer früher und der Mensch tritt als Konkurrenz ebenfalls mit auf. Seit 1975 hat sich auf Island der Bestand der Vögel um 70 Prozent verringert. Auf Island gelten sie übrigens zudem als Delikatesse. An 15 Tagen im Jahr dürfen die flapsigen Tiere sogar gejagt werden.
Dass es für die kleinen Vögel immer schwieriger wird, beobachten auch die Isländer:innen auf den Westmänner-Inseln. Auf der Hauptinsel gibt es eine Rettungsstation, besonders für die Baby-Papageientaucher (Pufflings).
Papageientaucher brüten bis Ende August/Anfang September bis die Pufflinge flügge werden. So ist es im August auf der Insel zur Tradition geworden, die Straßen zu patrouillieren, um gestrandete Pufflinge zu suchen, die noch zu kleine Flügel haben, um richtig zu fliegen. Oft sind diese durch die Lichter der Stadt so verwirrt, dass sie den Weg ins Meer nicht finden. Die dort lebenden Menschen patrouillieren die Straßen, retten die kleinen Pufflinge und werfen sie dann wortwörtlich über die Klippen. Sie bekommen damit eine kleine Starthilfe, um ins Fliegen zu kommen und direkt ins Meer einzutauchen, um Nahrung zu suchen. Ein echtes Schauspiel!
Papageientaucher sind besser zu Wasser als in der Luft: Bis zu 60 Meter tief können sie nach Nahrung im Meer tauchen. Wenn sie von April bis September nicht an Land sind, leben sie übrigens auf dem Wasser. Bunte Schnäbel kriegen sie erst zur Brutzeit.
Hallo Papageientaucher! Island, Großbritannien und Norwegen: Hier kannst du sie sehen
#1 Island:
Meist gegen Mitte/Ende April kommen die Papageientaucher vom Meer an die Klippen, um ihre Bruthöhlen zu bauen. Wichtig ist zu wissen, dass du die tollpatschigen Vögel vor allem morgens und abends beobachten kannst. Untertags sind sie in ihren Höhlen oder auf dem Meer, um nach Futter zu tauchen. Plane das auf jeden Fall bei deiner Reise mit ein.
Látrabjarg in den Westfjorden
Die Landzunge der Halbinsel Vestfirdir ist eine von Europas größten Seevogel-Klippen. Hier kannst du kilometerlang an den Klippen entlang wandern und noch weitere Meeresvögel beobachten. Dabei kommst du auch nah an die Klippen ran, aber achte darauf, nicht zu nah ranzugehen. Die Klippen können brüchig sein!
Vigur in den Westfjorden
Vigur ist eine kleine Privatinsel im Fjord Ísafjardardjúp, auf der über 10.000 Papageientaucher und andere Vögel Zuflucht finden. Im Sommer bieten verschiedene Expeditionsschiffe eine Fahrt zur Insel an.
Borgarfjördur-Bucht
Im malerischen Fjord Borgarfjördur im Osten Islands liegen zahlreiche Inseln, auf denen ebenfalls Papageientaucher brüten. Den kleinen Vogelfelsen am Hafen Hafnarholmi erreichst du auch gut per Auto und du kommst nah an die bunten Vögel ran.
Dyrhólaey
Direkt neben dem schwarzen Sandstrand Reynisfjara liegt das spektakuläre Felsentor Dyrhólaey. Zur richtigen Jahreszeit finden dort in den Klippen viele Seevögel Schutz, dazu gehören auch Papageientaucher. Zu beachten ist, dass das Gebiet aber abends zur Brutzeit für die Öffentlichkeit geschlossen wird, um die Vögel nicht zu stören.
Tjörnes peninsula
Im Norden Islands brüten die Tiere auf der Halbinsel Tjörnes, nahe Húsavík. Es gibt viele Schiffsausflugsanbieter, die eine Tour anbieten, in der du Wale und Papageientaucher beobachten kannst.
Lundey und Akurey
Sie sind beliebte Reiseziele für eine Tour zu den Papageientauchern: Die Inseln Lundey und Akurey liegen nicht weit von der isländischen Hauptstadt Reykjavík entfernt und eignen sich daher gut, um es mit einem Städtetrip zu verbinden. Auch hier werden oft Touren in Kombination mit Walsichtungen angeboten. Achte darauf, bei einem Anbieter zu buchen, der sich für Nachhaltigkeit und den Schutz der Tiere trotz starkem Tourismus einsetzt.
Westmänner-Inseln
Die Westmänner-Inseln im Süden von Island beherbergen die größte Papageientaucher-Kolonnie der Welt. Auf der Hauptinsel gibt es ein eigenes Rescue Center für die tollpatschigen Vögel und eben auch die Puffling-Patrouille. An einem Küstenwanderweg entlang kannst du die Papageientaucher beobachten. Dafür wurden auch extra Vogelbeobachtungsstände eingerichtet, um die Vögel auch bei Wind und Wetter sehen zu können.
#2 Norwegen
Die zweitgrößte Anzahl an Papageientauchern gibt es in Norwegen und den dazugehörigen Inseln. Diese sind allerdings nicht so gut zu erreichen, wie auf Island.
Insel Hornøya
Das Vogelparadies im Nordosten Norwegens kann nur mit einer kleinen Fähre erreicht werden. Dort lassen sich entlang der Wanderwege die Papageientaucher von der Nähe beobachten.
Insel Runde
Die Insel Runde an der norwegischen Westküste gehört du den bekanntesten Gebieten in Norwegen und ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Damit ist die Insel auch ohne Bootsfahrt zu erreichen. Vier Vogelschutzgebiete sind dort eingerichtet, die in der Brutzeit nicht betreten werden dürfen. Dennoch kannst du von den Wanderwegen und den ausgeschilderten Aussichtspunkten aus die tapsigen Meeresvögel beobachten.
Inseln Værøy und Røst
Die Inseln Værøy und Røst sind Teil der beliebten Lofoten und beeindrucken nicht nur durch die Papageientaucher, sondern auch mit ihrer eindrucksvollen Küstenlandschaft.
Insel Bleiksøya
Nördlicher von den Lofoten erstrecken sich die Vesterålen-Inseln, zu denen auch Bleiksøya gehört.
Etwa 80.000 Paare von Papageientauchern brüten hier jedes Jahr. Während der Brutzeit darf die Insel zum Schutz der Vögel nicht betreten werden. Es gibt jedoch Anbieter, die mit dem Boot, direkt vor die Insel fahren, oft verbunden auch mit einer Walbeobachtungstour.
Großbritannien
Auch in Großbritannien kannst du die Papageientaucher von April bis August beobachten.
England
Gute Orte, um Papageientaucher zu sehen, gibt es im Naturschutzgebiet Northumberland: Entlang der Klippen der Farne, Staple und Holy Inseln nisten viele Meeresvögel, die auch einfach per Boot zu erreichen sind.
Ebenfalls an der Ostküste Englands, im Naturschutzgebiet Bempton Cliffs, lassen sich die tapsigen Vögel beobachten.
Wales
Am bekanntesten sind die Brutplätze auf den Inseln Skomer und Skokholm. Auch auf der Insel Ramsey, die per Boot zu erreichen ist, kannst du Papageientaucher beobachten. Die South Stack Cliffs kannst du sogar ohne Boot erwandern.
Schottland
Schottland ist landschaftlich wahrlich ein Traum! Umso genialer, dass du auch hier Papageientaucher zur Brutzeit beobachten kannst. Per Fähre erreichst du in 1,5h insbesondere das Naturschutzgebiet Isle of May. Dort nistet die drittgrößte Papageientaucherkolonie Großbritanniens.
Nahe an der Hauptstadt Edinburgh liegt die kleine Insel Craigleith, die du ebenfalls per Bootsausflug besuchen kannst. Etwas weiter entfernt, westlich der äußeren Hybriden, ist die Insel St. Kilda, die zudem Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist und viele verschiedene Vogelarten beherbergt.
Weiter im Norden Schottlands bietet das Naturschutzgebiet Fowlsheugh Platz für verschiedene Vogelarten. Auch bei Bullers of Buchan und den Duncansby Stacks wie auch auf der Insel Ailsa Craig lassen sich die Papageientaucher beobachten.