Auf der Queen Mary 2 unterwegs sein, bedeutet: Der Weg ist das Ziel. Reisende des Luxuskreuzfahrtschiffs genießen viele Vorzüge, legen an Häfen von Traumreisezielen an und während der Fahrt übers Wasser gibt’s für alle, die es wollen, Entertainment pur. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind dabei allerdings enorm: Steigende Treibhausgasemissionen und eine starke Luftverschmutzung gehören zu den größten Problemen der Kreuzfahrt. Darum stellen wir uns die Frage: Kann Kreuzfahrt nachhaltig sein?
Vor 20 Jahren, also am 8. Januar 2004 wurde das Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2 von Queen Elisabeth II. getauft und zählt seitdem zu den größten Passagierschiffen der Welt. Die Queen Mary 2 ist das Flaggschiff der Cunard-Flotte und erinnert sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch durch die Gepflogenheiten an Bord an die Transatlantik-Liner des frühen 20. Jahrhunderts.
Seit der Taufe von Queen Mary 2 hat sich viel in der Kreuzschifffahrt verändert. Besonders der Umweltaspekt spielt eine immer größere Rolle: Denn genauso wie die Luftfahrt kann auch die Schifffahrt die negativen Auswirkungen auf die Natur nicht mehr von sich weisen.
Eine schwimmende Luxus-Kleinstadt wie die Queen Mary 2 und ihre Umweltauswirkungen
Ein Kreuzfahrtschiff wie die Queen Mary 2 hat alles an Bord, was das Herz begehrt: Restaurants, Schlafkabinen, Pools, Fitnessraum, Kino etc. Mit dem Besten vom Besten. Es ist fast schon wie eine schwimmende Kleinstadt. Oder Luxusski-Chalet-Dorf. Und genau so bringt diese Reiseform ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen mit sich.
Das Verbrennen von Schweröl ist dabei besonders schädlich: Schiffsmotoren stoßen nicht nur Unmengen CO₂, sondern auch für Menschen und Umwelt gefährliche Schadstoffe aus, wie Feinstaub und Ruß, Schwefel- und Stickoxide. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) fordert bereits seit Jahren einen Umstieg auf den weniger schädlichen Marinediesel. Eine im Jahr 2022 repräsentative Studie des NABUs bestätigt, dass auch die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen einen Ausstieg der Kreuzfahrt-Reedereien vom Schweröl fordern.
Jedes Jahr veröffentlicht der NABU zudem ein Kreuzfahrt-Ranking, das verschiedene Reedereien unter die Lupe nimmt. Die Conclusio von 2023 lautet: Es gibt erste vielversprechende Ansätze, die Hoffnung auf eine umweltfreundliche Kreuzfahrt machen. Der Weg dorthin ist allerdings noch sehr lang. Gerade Anbieter kleinerer Kreuzfahrtschiffe bemühen sich um die aktive Einhaltung von Klima- und Umweltschutz, wie z. B. Hurtigruten und Havila aus Norwegen.
Nachhaltige Kreuzfahrt durch neue Technologien?
Hoffnung machen auch neue Technologien und die Umstellung auf Landstrom, Batterien und E-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff. Die im Mai 2023 im Zuge des EU Green Deals verabschiedeten Vorgaben setzen hierfür einen guten Rahmen für die gesamte Schifffahrt. Für Kreuzfahrtschiffe bietet insbesondere synthetisches Methanol eine Möglichkeit zum klimaneutralen Betrieb. TUI Cruises und Norwegian Cruise Lines haben Schiffe bestellt, die auf diese Möglichkeit setzen.
Deutlich wird auch: Die Reedereien bemühen sich um Maßnahmen zur Emissionsminderung. Sie können es sich gar nicht mehr anders leisten. Allerdings gibt es bei den einzelnen Kreuzfahrtschiffanbietern große Unterschiede. Vor allem, weil die Reedereien eher neue Schiffe nach den neuen Nachhaltigkeitsrichtlinien bauen, als die Bestandsschiffe umzurüsten. Auch der Betreiber Cunard der Queen Mary 2 gibt an, Umweltschutzstandards zu folgen. Vermutlich aber auch hier eher bei den neueren Schiffen als bei der Queen Mary 2 ...
Tipps für nachhaltiges Reisen
Wer Wert auf nachhaltiges Reisen legt, hat Kreuzfahrten vielleicht schon von der eigenen Liste gestrichen. Diese Entscheidung sollte aber jede:r Reisende für sich selbst treffen. Wer seinen Spaß und viel Freude an Kreuzfahrten hat und die Bemühungen der Branche unterstützen möchte, für den:die haben wir ein paar Tipps für die nächste Reise mit dem Schiff:
#1 Recherchiere nach Kreuzfahrtunternehmen, die sich um Umweltfreundlichkeit bemühen
Suche dabei am besten nach Reedereien, die sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen und umweltfreundliche Praktiken an Bord haben. Labels wie "Green Award" oder den "Blauer Engel“ helfen dir dabei.
#2 Wähle eine Route mit geringen Umweltauswirkungen
Entscheide dich für Routen, die weniger umweltsensitive Gebiete befahren, um die Auswirkungen auf die Meeresökosysteme zu minimieren.
#3 Reduziere deinen ökologischen Fußabdruck an Bord
Nutze die Ressourcen an Bord sparsam, reduziere den eigenen Energie- und Wasserverbrauch und achte darauf, Abfall zu vermeiden und richtig zu entsorgen.
#4 Unterstütze lokale Gemeinschaften
Wähle Ausflüge und Aktivitäten, die lokale Gemeinschaften unterstützen und positive soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben.
#5 Achte auch auf die Umweltauswirkungen der An- und Abreise zum Hafen
Wenn du versuchst, mit einem umweltfreundlichen Transportmittel wie Zug oder Bus zum Hafen zu fahren, tust du der Umwelt viel Gutes. Bei einer Anreise mit dem Flugzeug oder Auto wird nämlich zusätzlich schädliches CO₂ verursacht.
Da geht noch mehr!
Wer gerne mit dem Kreuzfahrtschiff unterwegs ist, hat es somit auch selbst in der Hand, Reedereien zu unterstützen, die Nachhaltigkeit nicht unter den Tisch kehren. So wie die norwegischen Schiffsbauer, die sich der Klimaneutralität verschrieben haben. Im NABU-Ranking sind sie seit Jahren Vorreiter. Für die positive Bilanz der norwegischen Anbieter ist neben technischen Lösungen insbesondere eine ambitionierte und gleichzeitig klare politische Regulierung verantwortlich. Dort wurde durch strenge Vorgaben ein Innovationsschub ausgelöst, der schon bald in klimaneutralen Kreuzfahrten resultieren könnte. Mit hoffentlich einer starken Message für die ganze Branche.