Wenn du diesen Sommer Urlaub auf Mallorca planst, bist du nicht allein – und genau das ist das Problem. Während sich Tourist:innen auf Sonne, Strand und Sangría freuen, wächst auf der Insel der Unmut. Einheimische warnen: „Kommt nicht!“ Was steckt hinter dem lauter werdenden Widerstand gegen den Massentourismus?

Mallorca ist mehr als nur Ballermann und Bierkönig. Doch genau diese Touristenhotspots locken Jahr für Jahr Millionen Reisende auf die Baleareninsel – Tendenz steigend. Pünktlich zu Ostern starten die berühmten Opening-Partys, doch hinter der bunten Fassade brodelt es gewaltig.

Besucherrekord trifft auf überfüllte Insel

2024 war ein Rekordjahr – und 2025 wird es voraussichtlich toppen. Allein im vergangenen Jahr kamen über 19 Millionen Tourist:innen auf die Balearen, davon 13,5 Millionen nach Mallorca. Besonders beliebt bleibt die Insel bei Reisenden aus Deutschland, die mit über fünf Millionen Besuchen einen historischen Höchstwert erreichte. Klingt erst einmal nach Erfolg, oder?

Doch die Realität vor Ort ist eine andere. Die Infrastruktur der Insel, die weniger als eine Million Einwohner:innen zählt, gerät an ihre Grenzen. Selbst der Tourismusminister der Region, Jaume Bauzá, warnt: „Wir haben ein Limit erreicht.“ Die Straßen sind verstopft, die Strände überfüllt, und die Lebensqualität der Einheimischen sinkt spürbar. Wenn du dir also Ruhe und Entspannung wünschst, könnte der klassische Mallorca-Urlaub zur Herausforderung werden.

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Mallorca Tourismus: Wenn es nicht für alle funktioniert

Auch wenn Tourist:innen im vergangenen Jahr über 22 Milliarden Euro auf den Balearen ließen, kommt dieses Geld längst nicht bei allen an. Laut offiziellen Angaben gilt jede:r fünfte Bewohner:in der Inselgruppe als armutsgefährdet. Viele Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor – häufig im Tourismus – und dennoch reicht das Einkommen kaum zum Leben. Berichte über wachsende Armut, Notunterkünfte und „Brettersiedlungen“ mehren sich.

Wenn du durch Palma schlenderst, wirst du es vielleicht nicht sofort bemerken – doch hinter den Kulissen herrscht Frustration. Während du am Pool liegst, wissen viele Familien nicht, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Wohnraum wird immer knapper, weil Ferienwohnungen boomen. Die Folge: Preise steigen, Löhne nicht. Für viele Mallorquiner:innen wird das Leben auf ihrer eigenen Insel unbezahlbar.

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Die Politik reagiert – zumindest auf dem Papier. Mehr Sicherheit, strengere Regeln, höhere Abgaben. So soll etwa die Touristensteuer auf bis zu sechs Euro pro Nacht steigen, außerdem sollen neue Benimmregeln für mehr Ordnung sorgen. Die Stadt Palma investiert Millionen in Drohnen, Kameras und Polizeiautos, um die Exzesse des „Sauftourismus“ zu bekämpfen.

Doch viele Einheimische haben das Vertrauen verloren. Immer wieder gehen sie auf die Straße, wie zuletzt im März. In einem offenen Brief forderten sieben Organisationen: „Kommt nicht hierher!“ Die Insel sei überfüllt, der Kollaps stehe kurz bevor. Wenn du also denkst, dass Mallorca ein unbeschwertes Urlaubsparadies ist – überlege noch einmal. Denn du bist Teil eines Systems, das an seine Grenzen stößt.

Was bedeutet das für dich als Tourist:in?

Als reisefreudige Person trägst du Verantwortung. Klar, du willst abschalten, genießen, den Alltag hinter dir lassen – und Mallorca bietet dir all das. Aber frag dich auch: Trage ich zu einer positiven Entwicklung bei oder bin ich Teil des Problems?

Vielleicht wählst du eine Unterkunft, die nachhaltige Standards erfüllt. Vielleicht unterstützt du lokale Betriebe abseits des Massentourismus. Vielleicht wählst du eine ruhigere Reisezeit oder erkundest Regionen, die nicht im Fokus des Tourismus stehen. Denn nur wenn du achtsam reist, bleibt Mallorca langfristig lebenswert – für dich und für alle, die dort leben.

Zwischen Urlaubsfreude und Realität – Mallorca Tourismus braucht ein Umdenken

Mallorca ist am Limit – das bestätigen längst nicht mehr nur Umweltschützer:innen, sondern auch Politiker:innen der lokalen Wirtschaft. Die beliebte Urlaubsinsel, die für viele Reisende ein Ort der Leichtigkeit und Erholung ist, droht für ihre Bewohner:innen zum Albtraum zu werden. Überfüllte Strände, steigende Mieten, Umweltbelastung und soziale Ungleichheit hinterlassen Spuren, die sich nicht einfach ausradieren lassen.

Wenn du Mallorca wirklich schätzt – nicht nur als Reiseziel, sondern als lebendigen Ort mit Geschichte, Kultur und Menschen – dann lohnt es sich, genauer hinzuhören. Was brauchen die Menschen, die hier leben? Was kannst du tun, um ihren Alltag nicht noch schwerer zu machen? Reisen bedeutet Verantwortung, denn am Ende geht es nicht nur darum, schöne Erinnerungen zu sammeln – sondern auch darum, etwas Positives zurückzulassen.

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