Bis zu 5.690 Passagiere schippern seit ihrer Jungfernfahrt im Januar 2024 mit dem Kreuzfahrtschiff "Icon of the Seas" der US-Reederei Royal Caribbean übers Meer. Mit seinen 365 Metern Länge und 67 Metern Breite ist es das weltweit größte Spaßboot und bietet als Kreuzfahrtschiff Luxus pur. Bei den Passagieren kommt das schwimmende Ferienresort schon mal gut an. Aber bei der Natur auch?

20 Decks, sieben Wasserrutschen, ein Casino, ein 17 Meter hoher Wasserfall und sogar eine eigene Surfwelle sorgen an Bord des Kreuzfahrtschiffes für Entertainment rund um die Uhr. Im Anschluss an die Jungfernfahrt, die Anfang Februar endete, wird die "Icons of the Sea" ab Miami zu Insel-Hopping-Touren in der östlichen und westlichen Karibik starten und dort die Bahamas, Mexiko und Honduras ansteuern.

💡
Die "Icon of the Seas" ist fünfmal so groß wie die Titanic. Der Bau kostete rund zwei Milliarden Dollar.

Es ist das erste Kreuzfahrtschiff in der Flotte der US-Reederei Royal Carribean, das mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird. Damit setzen die Schiffsbauer nicht auf die klassische Antriebsform – Schweröl –, sondern auf einen neuen fossilen Kraftstoff, der aufgrund des bei der Produktion entstehenden Traubhausgases Methan stark umstritten ist.

Die Verwendung von Schweröl wird von Umweltschützer:innen seit Jahren kritisiert. Sie fordern die Umstellung auf innovative Lösungen gegen die steigenden Treibhausgasemissionen und die starke Luftverschmutzung durch die Kreuzfahrtbranche.

Kreuzfahrtschiff-Luxus in der Kritik

Bei der Taufe der "Icon of the Seas" betonte die Reederei, dass das Schiff das Ergebnis von 50 Jahren Träumen und Innovationen sei und gleichzeitig ihr Engagement für verantwortungsvollen Tourismus.

Umweltorganisationen stören sich genau an dieser Innovation: Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) weist beispielsweise darauf hin, dass der drastische Anstieg von Methanemissionen durch die LNG-Nutzung besonders besorgniserregend ist. Der Einsatz von LNG ist laut NABU kurzfristig 80-mal klimaschädlicher als CO₂ und beeinflusst damit die Umwelt negativ.

Der NABU veröffentlicht jedes Jahr ein Kreuzfahrtranking, das untersucht, wo die Reedereien bei Natur- und Umweltschutzmaßnahmen stehen. 2023 gehörte Royal Carribean zu dem unteren Mittelfeld. Es gibt also bereits Bemühungen, allerdings bleibt die Frage, ob diese ausreichen. Und warum es überhaupt ein Schiff in dieser Größe benötigt.

20 Jahre Queen Mary 2: Kann Kreuzfahrt nachhaltig sein?
20 Jahre Queen Mary 2 – kann Kreuzfahrt nachhaltig sein? Die neuesten Bemühungen der Reedereien im Überblick.

In Bezug auf den ökologischen Fußabdruck steht die Kreuzfahrtbranche an sich in der Kritik. Aufgrund des enormen Energiebedarfs und den Abgasemissionen der Schiffe erzeugten Reisende auf Kreuzfahrten bisher achtmal mehr Kohlenstoff als bei vergleichbaren Unternehmungen an Land.

Die Reedereien setzen noch eins obendrauf

Weiter geht es mit dem Schwesterschiff "Utopia of the Seas", das ebenfalls in Kürze in See stechen soll, sowie mit einem weiteren noch namenlosen Icon-Schiff, das für 2025 bereits in der Meyer-Werft in Turku in Auftrag gegeben wurde. Es bleibt zu hoffen, dass beim Bau dieser Schiffe der Umweltschutz mit mehr Ernsthaftigkeit umgesetzt wird und nicht nur das Entertainment im Vordergrund steht. Was nützen die großen Kreuzfahrtschiffe, wenn es keine Natur mehr zu bestaunen gibt? Oder ist das Entertainment an Board so groß, dass es eigentlich auch gleich im Hafen bleiben kann?