Italien. Tourismus. Zwei Wörter, die seit Jahrzehnten so gut zusammenpassen. Doch sind wir nun an einem Wendepunkt angekommen? Die jahrhundertealte Liebesbeziehung zwischen dem Land am Mittelmeer und seinen vielen Verehrer:innen erreicht eine Zeitenwende: Tatsächlich hinterlassen die durch den Overtourism verursachten Probleme einen großen Riss in der Beziehung zwischen den sonst so touristenfreundlichen Einheimischen und ihren Besucher:innen. Die Gründe sind schnell gefunden, doch was ist die Lösung für das Problem?

Maßnahmen gegen Overtourism

Keine Selfies in Portofino mehr, große Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr in Venedig anlegen, und in Rom ist das Sitzen auf der Spanischen Treppe nicht mehr erlaubt. Italien hat kürzlich verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Tourismus zu regulieren. Diese Regelungen sind Teil eines umfassenden Plans, um die negativen Auswirkungen von Reisenden auf die Umwelt und die Lebensqualität der Einheimischen zu minimieren. Auch das Tragen von Flip-Flops auf den Wanderwegen der Cinque Terre wird mit einer Geldstrafe von bis zu 2.500 Euro geahndet. Berechtigt?

Ich finde schon. Italien scheint einerseits oberflächlich betrachtet touristenfeindlicher zu werden, andererseits nimmt das Land und die Politik zunehmend die Sorgen seiner Einwohner:innen ernst. Was nützen exorbitant hohe Einnahmen durch den Tourismus, wenn das eigene Wahlvolk an der Urne die eigentliche Macht hat? Abgesehen davon, müssen auch manche Reisende in ihre Schranken gewiesen werden – wir erinnern uns an die Meldung aus 2023 als ein britischer Tourist eine Wand im Kolosseum zerkratzt hatte (und nicht mal wusste, wie antik die Sehenswürdigkeit ist).

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Herausforderungen und Kritik

Trotz der zahlreichen Maßnahmen bleibt der Tourismus eine bedeutende Einnahmequelle. In Venedig protestierten gar Einwohner:innen gegen die Einführung einer 5-Euro-Eintrittskarte für Tagesausflügler, die als unwirksames Ablenkungsmanöver kritisiert wurde. Viele befürchten, dass die Stadt zu einem "Zoo oder Zirkus" wird, was die Lebensqualität weiter beeinträchtigen könnte. Der Aktivist Marco Gasparinetti betonte in einem Interview, dass Venedig mit bis zu 140.000 täglichen Besucher:innen überfordert sei und fordert dementsprechend nachhaltigere Lösungen.

Italien Tourismus: Ein Balanceakt

Der Tourismus in Italien und andernorts hat seit der Covid-Pandemie stark zugenommen. Laut Marina Lalli, Präsidentin des italienischen Nationalen Verbands der Reise- und Tourismusbranche, ist es entscheidend, den Tourismus besser zu managen, um sowohl den Tourist:innen als auch den Einheimischen gerecht zu werden. In Städten wie Vernazza in den Cinque Terre führt der Tourismus zu überfüllten Straßen und einer steigenden Müllproduktion, trotz der wirtschaftlichen Vorteile. Der hiesige Bürgermeister Francesco Villa erkennt die wirtschaftlichen Vorteile an, weist jedoch auf die Belastung der lokalen Bevölkerung hin.

Zukunft des italienischen Tourismus

Tourismusministerin Daniela Santanchè betont, dass Italien seine kleineren Städte und die Nebensaison fördern muss, um den Tourismus besser zu verteilen.

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Das Ziel ist, den Tourismus zwar profitabel zu halten, aber ohne die kulturelle und natürliche Schönheit des Landes zu gefährden. Dabei steht auch die Beziehung zu internationalen Tourist:innen, insbesondere aus den USA, im Fokus, um den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit zu fördern.

Sie plädiert dafür, dass die Reisewirtschaft in Italien besser organisiert und verwaltet wird, um sowohl Einheimische als auch Besucher:innen zufriedenzustellen.

Fazit:

Italien steht vor der Herausforderung, den Tourismus nachhaltig zu gestalten, um seine kulturellen Schätze und die Lebensqualität der Einheimischen zu bewahren.

Um Italien weiterhin genießen zu können, ohne die Probleme des Overtourism zu verstärken, solltest du als Besucher:in folgende Tipps beherzigen:

  1. Reisezeit und Ziele anpassen: Besuche Italien außerhalb der Hochsaison und erkunde weniger bekannte Städte und Regionen. So vermeidest du Menschenmassen, erlebst die authentische Seiten des Landes und verteilst so den Tourismus im Land.
  2. Lokale Kultur respektieren: Informiere dich über lokale Gepflogenheiten und respektiere diese. Dazu gehört auch, sich an Regeln zu halten, wie das Verbot von Selfies oder das Belagern von historischen Stätten.
  3. Nachhaltig reisen: Nutze öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Achte darauf, Müll zu vermeiden und lokale Produkte zu konsumieren.
  4. Langsamer reisen: Vermeide hektische Reiserouten und nimm dir Zeit, um Orte wirklich zu erleben. Das führt zu tiefergehenden Erlebnissen und weniger Belastung für die besuchten Städte.
  5. Bewusst einkaufen: Unterstütze lokale Geschäfte und vermeide Souvenirs aus Nippesläden. Dadurch förderst du die lokale Wirtschaft und helft, die Städte lebenswert zu halten.

Durch diese Maßnahmen kannst du selbst dazu beitragen, dass Italien seine kulturellen und natürlichen Schätze bewahrt und gleichzeitig weiterhin ein attraktives Reiseziel bleibt.

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