Immer mehr Hotels fordern Gäste auf, die Zimmerreinigung nicht täglich in Anspruch zu nehmen – angeblich für die Umwelt. Doch was als umweltfreundlich verkauft wird, führt in Wirklichkeit oft zu mehr Stress und unbezahlter Mehrarbeit für das Reinigungspersonal. Besonders in Ländern wie den USA wird deutlich, dass hinter dieser vermeintlichen Nachhaltigkeitsinitiative vor allem der Versuch steckt, Personalkosten zu senken.

Dabei bringt eine regelmäßige Reinigung auch für Gäste Vorteile: Wer täglich ein sauberes Zimmer hat, genießt Komfort und Hygiene und trägt dazu bei, dass das Reinigungspersonal seine Arbeit fair und gerecht erledigen kann. Gleichzeitig darf Greenwashing keine Ausrede sein, nicht auch seinen eigenen Beitrag zum Umweltschutz auf Reisen zu leisen – dazu später mehr.

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Weniger Reinigung, mehr Arbeit für das Personal

Hoteliers betonen die Ressourcenschonung durch reduzierte Reinigung, doch die Kehrseite ist eine erhöhte Belastung für das Reinigungsteam. Wenn ein Zimmer nur nach einigen Tagen gereinigt wird, ist der Aufwand dafür erheblich, da sich Schmutz und Müll ansammeln. Das bedeutet, dass das Reinigungspersonal in kürzerer Zeit mehr Arbeit hat – oft ohne zusätzlichen Lohn, da sich die Zahl der Schichten reduziert. Dieser Trend verschärft sich insbesondere in Niedriglohnsektoren, in denen Arbeitskräfte überlastet werden.

Die Flexibilität im Reinigungsplan mag umweltfreundlich erscheinen, belastet jedoch die Mitarbeitenden, die für den Hotelbetrieb unerlässlich sind. In den USA hat das Konzept bereits zu einem neuen Normalzustand geführt, in dem Zimmer nur auf Anfrage gereinigt werden. Dies führt zu einer höheren Arbeitsbelastung und Einkommenseinbußen für das Reinigungspersonal und hat bereits Proteste unter Hotelangestellten ausgelöst.

Die Realität hinter dem „grünen“ Image

Manche Hotels vermarkten die reduzierte Reinigung als Umweltmaßnahme, doch oft handelt es sich dabei um Greenwashing. Schließlich wurden viele dieser Maßnahmen bereits während der Coronapandemie eingeführt, unter dem Vorwand, den Kontakt zu Menschen zu reduzieren #socialdistancing.

Der wahre Effekt für die Umwelt ist jedoch minimal, während die finanzielle Einsparung für das Hotel enorm ist. Es wäre nachhaltiger, den Wasserverbrauch zu reduzieren und umweltschonende Reinigungsmittel zu verwenden – ohne den Reinigungsservice einzuschränken.

Für viele Reisende ist das tägliche Saubermachen eine der angenehmen Annehmlichkeiten eines Hotelaufenthalts. Daher ist es ratsam, als Gast auf tägliche Reinigung zu bestehen, um sowohl die eigene Erfahrung zu verbessern, als auch die Arbeitsbedingungen des Personals zu unterstützen.

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Doch jetzt kommt das große Aber: Potenzielles Greenwashing darf kein Grund sein, als Tourist:in keine Verantwortung auf Reisen zu übernehmen. So kannst du beispielsweise trotzdem darauf achten, dass die Klimaanlage und das Licht aus sind, wenn du das Zimmer verlässt, Wasser sparst und Handtücher nicht täglich wechseln lässt.

So sparen die Hotels nicht nur (am richtigen Ende) Geld, sondern du verringerst damit auch deinen ökologischen Fußabdruck auf Reisen – und das ohne Einfluss auf das Arbeitspensum der Reinigungskräfte.

Fazit: Tägliche Reinigung als soziale Verantwortung

Wenn du im Hotel auf tägliche Reinigung bestehst, tust du nicht nur dir selbst etwas Gutes, sondern trägst zur fairen Behandlung des Personals bei. Ein sauberes Zimmer am Ende des Tages ist nicht nur ein kleiner Luxus, sondern auch ein Beitrag zu sozialer Verantwortung und fairen Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden, die deine Reise erst möglich machen. Und doch kannst du deinen eigenen Beitrag dazu leisten, deinen Aufenthalt so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.