Wer viel reist, kennt das Problem: Der Flug verspätet sich, stundenlanges Warten am Flughafen, verpasste Anschlussflüge und gestresste Reisende. Bisher konntest du dich in der EU auf klare Entschädigungsregelungen verlassen. Doch genau diese sollen nun drastisch verschlechtert werden – zum Vorteil der Airlines, zum Nachteil aller, die gerne und oft fliegen.
Bisher gilt: Wer wegen einer Verspätung von mindestens drei Stunden sein Ziel erst später erreicht, hat je nach Strecke Anspruch auf eine Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro. Diese Regelung soll nun erheblich verschärft werden. Künftig soll man erst bei einer Verspätung von fünf, neun oder sogar zwölf Stunden entschädigt werden – je nach Flugdistanz. Das bedeutet, dass viele Betroffene, die heute noch Anspruch auf eine Entschädigung hätten, leer ausgehen.
Die neuen Schwellenwerte sehen wie folgt aus:
Flüge bis 1.500 Kilometer: Entschädigung erst ab 5 Stunden Verspätung (bisher 3 Stunden)
Flüge über 1.500 Kilometer: Entschädigung erst ab 9 Stunden Verspätung (bisher 3 Stunden)
Flüge über 3.500 Kilometer: Entschädigung erst ab 12 Stunden Verspätung (bisher 3 Stunden)
Massive Einschnitte für Reisende
Die Auswirkungen dieser Änderung sind enorm: Laut der Fluggastrechte-Plattform Flightright hätte es im vergangenen Jahr anstatt der 2.700 entschädigungsberechtigten Flüge nur noch 776 gegeben – ein dramatischer Rückgang auf knapp ein Viertel. Wenn du also in Zukunft von einer mehrstündigen Verspätung betroffen bist, kannst du dich kaum noch auf eine finanzielle Wiedergutmachung verlassen.
Das Argument der EU-Staaten für diese Änderung? Sie soll Fluggesellschaften entlasten, die durch Entschädigungszahlungen hohe Kosten tragen müssen. Doch das geht auf Kosten der Passagiere, die oft ohne Alternativen stundenlang festsitzen. Besonders ärgerlich für Geschäftsreisende oder Urlauber mit festen Plänen: Verpasste Termine oder verkürzte Ferien werden so noch wahrscheinlicher – ohne finanzielle Kompensation.
Was bedeutet das für die Zukunft des Reisens?
Sollte diese Regelung tatsächlich beschlossen werden, würde sich das Reisen in Europa nachhaltig verändern. Airlines hätten weniger Druck, pünktlich zu sein, denn die finanzielle Konsequenz für Verspätungen würde deutlich sinken. Der Leidtragende bist du als Passagier, der sich eventuell auf deutlich längere Wartezeiten einstellen muss – ohne Aussicht auf eine Entschädigung.
Für Vielfliegende und Urlaubsreisende ist das ein klarer Rückschritt. Wer sich bisher auf die bestehenden Regelungen verlassen hat, muss in Zukunft damit rechnen, für Verspätungen oft nichts mehr zu bekommen. Bleibt abzuwarten, ob es noch Widerstand gegen diese Pläne gibt – oder ob man sich auf diese neue Realität einstellen muss.