Reisen wird sich verändern. Schon jetzt spüren wir die Auswirkungen von Overtourism auf das Klima und die Natur. Ob Zeit-Slots oder futuristische Ansätze für das Reisen der Zukunft, bereits jetzt wird an Alternativen geforscht, damit wir auch zukünftig guten Gewissens noch reisen können. In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Zukunft des Reisens.
Während ich diesen Artikel schreibe, kommt mir eine Situation direkt in den Sinn, die ich auf Island erlebt habe. Im sprichwörtlichen Land von Feuer und Eis wollten wir natürlich auch einen Gletscher sehen und genauer erkunden, weshalb wir eine nachhaltige Gletschertour gebucht hatten.
Wir stehen also auf dem Gletscher, es ist strahlend blauer Himmel und klare Sicht bis fast zu den Westmänner-Inseln. Unser Guide erklärt uns, dass man von hier oben aus gut sehen kann, wie sich die Gletscherzunge über die Jahre zurückgezogen hat. Und tatsächlich, beim Abstieg sehen wir mehrere Schilder, die die Grenze der Gletscherzunge markieren. Diese ist immer weiter zurückgegangen.
Seitdem komme ich natürlich ins Grübeln, denn jede Reise hat definitiv Auswirkungen auf das Klima und die Natur. Soll das bedeuten, dass ich jetzt gar nicht mehr reisen soll oder kann?
Wie immer ist es eine individuelle Entscheidung, aber eines steht fest: Es muss sich etwas ändern. Veränderung beginnt aber schon im kleinen und dort kann jede:r von uns etwas tun.
Hier sind 6 Maßnahmen für ein besseres und smarteres Reisen in der Zukunft
#1 Zeit-Slots gegen Overtourism
Es muss nicht immer Venedig zur besten Jahreszeit sein, denn auf diese Weise unterstützen wir den Overtourism. Warum nicht mal in der Nebensaison, wenn das möglich ist, einen Ort bereisen und ihn von einer anderen Seite kennenlernen?
In Venedig gibt es bereits Maßnahmen, die umgesetzt werden, um dem Overtourism entgegenzuwirken. Die Buchungsplattform Getyourguide versucht, mit sogenannten Zeit-Slots die Massen an Tourist:innen zu bewältigen. Dabei bucht man online im Voraus ein Ticket und bekommt einen bestimmten Zeitraum zugewiesen, an dem man die Sehenswürdigkeit besuchen kann. So will die Buchungsplattform dabei helfen, die Touristenströme zu verteilen.
#2 Vorabbesuch dank Virtual Reality
In Zukunft können wir uns bereits vor Ankunft am Zielort mit 360-Grad-Videos und einer Virtual-Reality-Brille umsehen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. So müssen wir uns nicht mal von der Couch bewegen. Aber auch heute sind Erkundungen durch Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) bereits an verschiedenen Orten möglich.
Ich erinnere mich in Japan an den Besuch einer Burg, bei der mit AR gezeigt wurde, wie das Leben in früheren Zeiten in der Burg ablief. Dasselbe gilt für die Akropolis in Athen, bei der es eine virtuelle Rekonstruktion der Gebäude und Wandmalereien gibt. Klar ist aber auch: Virtual Reality wird das Reiseerlebnis vor Ort nicht ersetzen. Doch es könnte dich dazu inspirieren, die richtige Reiseentscheidung zu treffen und auf diese Weise unnötige Wege ersparen. Mehr Infos hierzu findest du im folgenden Beitrag:
#3 Ökologische Kreuzfahrten
In Zukunft wären auch neue Formen von Slow Travel denkbar oder ökologische Kreuzfahrten. Für Harald Zeiss, Tourismusforscher an der Hochschule Harz, wären Überquerungen des Atlantiks mit einem Segelschiff oder eine Zugfahrt bis nach Ägypten denkbar. Hauptaugenmerk liegt dann dabei auf dem Komfort. So könnte das Flugzeug als Transportmittel Nummer eins abgelöst werden. Ebenso könnten auf größeren Distanzen ökologische Kreuzfahrten als Alternative zum Flugverkehr dienen. Es werden bereits batteriebetriebene Schiffe sowie Biotreibstoffe getestet, die den CO₂-Ausstoß im Durchschnitt um über 80 Prozent senken sollen.
#4 Beifahrer:in im eigenen Auto
In Zukunft wird das Thema autonomes Fahren noch mehr an Bedeutung gewinnen und mit Verkehrsleitsystemen sollen wir dann entspannter an unser Ziel kommen. So wird das eigene Auto zur Kapsel, die uns komfortabel von A nach B bringt, ohne viel Stress und bei Bedarf in eine Schlafkapsel oder ein Büro umgestaltet werden könnte. Allerdings wird das noch etwas dauern. Schätzungen vom ADAC gehen vom Jahr 2040 aus.
#5 Fliegende Taxis, Erlebnis-Fughäfen und ökologisches Fliegen
Bereits jetzt werden schon Tests mit eigenständig fliegenden Drohnen durchführt. So könnte der Weg zum Flughafen in Zukunft mit fliegenden Taxis deutlich angenehmer, umweltfreundlicher und günstiger werden. Oder der Flughafen wird selbst zum Erlebnis: So wie in Singapur, wo unter eine Glaskuppel ein tropischer Regenwald mit 40 Meter hohem Wasserfall zu finden ist. In Zukunft werden Gepäckaufgabe und Sicherheitskontrollen automatisiert sein und somit die Wartezeiten verringert werden.
Stichwort ökologisches Fliegen. Hier arbeitet Norwegen gerade daran, bis zum Jahr 2040 bei Inlandsflügen nur noch auf Elektroflugzeuge zu setzen. Allerdings können die Batterien bis jetzt noch keine längeren Distanzen meistern. Biosprit könnte daher eine mögliche Alternative sein, allerdings sollte dieser dann aus Pflanzenresten oder Algen hergestellt werden, um keine neuen Anbauflächen verwenden zu müssen.
#6 Überschallflugzeuge und Hyperloop
Überschallflugzeuge mit Biokerosin könnten ihr Comeback bekommen. Daran arbeitet das Start-up Boom Supersonic, das einen Jet für 75 Passagier:innen konstruiert, der mit bis zu 2.600 Kilometern pro Stunde riesige Distanzen erheblich verringern könnte. So wäre ein Flug von Frankfurt nach New York in gerade mal vier Stunden möglich. Allerdings muss hier noch einiges an Entwicklungsarbeit erfolgen.
Und mit dem Hyperloop blicken noch weiter nach vorn: Dabei schwebt ein Zug auf einer Magnetschiene, ähnlich wie ein Transrapid. Bereits heute arbeitet eine niederländische Firma daran, bis zum Jahr 2028 eine Verbindung zwischen den Flughäfen Amsterdam und Frankfurt anbieten zu können. Und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Kilometern pro Stunde. Die Zukunft des Hyperloops könnte mit Solarantrieb und CO₂-Neutralität sehr interessant sein, allerdings würde der Bau der Strecken mehrere Milliarden verschlingen und so bleibt abzuwarten, wie es sich entwickeln wird.
Es muss sich etwas verändern
Kommen wir noch mal zurück zur Eingangsfrage, warum sich das Reisen verändern wird – und auch muss. Bereits jetzt wird also schon an Lösungen für die Zukunft geforscht und entwickelt, damit wir auch in den kommenden Jahrzehnten immer noch reisen können, ohne dabei Klima und Natur komplett zu zerstören.
Hast du weitere Ideen, wie das Reisen in Zukunft aussehen könnte? Dann schreib es gerne in die Kommentare.