Online-Bewertungen gehören für viele von uns zur Urlaubsplanung, wie der Reisepass in den Koffer. Doch was, wenn du deinem nächsten Reiseziel auf den Leim gehst, wegen Fake-Bewertungen? Die Realität ist erschreckend: Millionen von manipulierten Beiträgen verzerren das Bild vermeintlicher Traumunterkünfte. Und du stehst plötzlich am Hotelpool und denkst: „Das sah online aber ganz anders aus …“
Google Maps, TripAdvisor, Booking, HolidayCheck und viele weitere Reiseportale kämpfen mit einem wachsenden Problem, das die Glaubwürdigkeit ihrer Plattformen bedroht. 2024 wurden allein bei TripAdvisor rund 2,7 Millionen Fake-Bewertungen entdeckt und gelöscht. Das sind fast neun Prozent aller dort veröffentlichten Beiträge. Die meisten davon sind geschönte Lobhudeleien – geschrieben, um Hotels und Restaurants künstlich aufzuwerten. Als Reisende:r solltest du das unbedingt im Hinterkopf behalten.
Wenn jede Bewertung zu schön klingt, um wahr zu sein
Stell dir vor: Du liest von einem „traumhaften Fünf-Gänge-Menü“, „einem grandiosen Pool“ und „wunderbarem Personal“. Klingt nach deinem nächsten Wunschhotel? Vielleicht, aber sei wachsam. Denn viele dieser Bewertungen stammen nicht von ehrlichen Urlauber:innen wie dir, sondern wurden gekauft oder von Mitarbeiter:innen selbst geschrieben. TripAdvisor spricht offen davon: Ganze 54 Prozent der entlarvten Fälschungen stammen von sogenannten Review Boostern. Das sind gezielte Maßnahmen von Unternehmen, die mit gefälschten Bewertungen ihren Umsatz ankurbeln wollen.
Und ja, das funktioniert. Schon ein halber Bewertungsstern mehr kann bis zu 20 Prozent Umsatzplus bedeuten. Kein Wunder also, dass Hotels zu Rabatten, Prämien oder sogar Bargeld greifen, um positive Rückmeldungen zu ergattern.

Die Spur führt rund um die Welt
Besonders aktiv sind Fake-Bewertungsnetzwerke in Ländern wie Indonesien, Vietnam, den USA, Italien und Großbritannien. Hier werden massenweise Bewertungen im Auftrag verfasst. Russland, einst Hotspot für billige Jubel-Kommentare, ist inzwischen auf Platz neun abgerutscht. Deutschland taucht in dieser Liste aber nicht auf. Doch das heißt nicht, dass du als deutschsprachige:r Reisende:r nicht betroffen bist – viele gefälschte Bewertungen erscheinen auf den deutschen Versionen der Portale.
TripAdvisor hat immerhin reagiert: Mithilfe von Algorithmen und manuellen Prüfungen kontrolliert das Unternehmen mittlerweile 93 Prozent aller IP-Adressen. 2024 wurden über 9.000 Unternehmen verwarnt, weil sie ihre Kund:innen oder Angestellten zu gefälschten Beiträgen angestiftet hatten. Wiederholungstäter:innen müssen mit sichtbaren Warnhinweisen, Ranking-Verlusten und sogar Sperrungen rechnen. Klingt nach Fortschritt, doch das Netz der Fälschungen bleibt weitreichend.
Fake-Bewertungen: Was du als Urlauber:in tun kannst
Du bist auf der Suche nach dem perfekten Urlaub? Dann vertraue nicht nur auf die Sterne. Bewertungen können hilfreich sein – aber sie sind kein Garant für Qualität. Jede Rezension ist subjektiv und spiegelt immer auch die Erwartungen, den Reisestil und die Laune der schreibenden Person wider. Lies also nicht nur die fünf-Sterne-Hymnen, sondern wirf auch einen Blick auf die kritischen Stimmen – oft stecken da die ehrlichsten Eindrücke drin.
Nutze verschiedene Plattformen. Wenn ein Hotel auf drei Seiten 100% identisch gelobt wird, kann das verdächtig sein. Frag auch in Reiseforen, bei Freund:innen oder in sozialen Netzwerken nach echten Erfahrungen. Je vielfältiger deine Quellen, desto besser dein Gefühl vor der Buchung.
Schau hinter die Sterne
Reisen leben vom Entdecken – nicht nur von perfekten Bildern und übertriebenem Lob. Und es gibt keinen Grund, nur passiv zuzuschauen. Du hast ein Recht auf ehrliche Information. Also geh kritisch mit Reisebewertungen um, hinterfrage Lobeshymnen und bilde dir am besten dein eigenes Urteil. Manchmal ist die schönste Unterkunft nicht die mit den meisten Sternen, sondern die, die dich ehrlich überrascht. Bleib neugierig, wachsam und lass dich nicht blenden. Dein nächstes Reiseabenteuer soll dich begeistern und nicht enttäuschen.
Das könnte dich auch interessieren:
