Bist du schonmal an einen Ort gereist, an dem etwas Schreckliches passiert ist? Wenn ja, dann bist du dem Trend des Dark Tourism gefolgt. Im Gegensatz zum Mainstream-Tourismus beschäftigt sich diese Form mit der tragischen Seite von Regionen oder Orten. Was die Motive des Trends sind und was du bei dieser Art von Reise beachten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Ich sitze im japanischen Shinkansen und eine fröhliche Melodie verkündet mir, dass ich mich zum Ausstieg bereit machen soll. Nächster Halt Hiroshima. Mit gemischten Gefühlen steige ich aus und betrete den Bahnhof der Stadt, der am 6. August 1945 das Ziel des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte wurde. Im Peace Memorial Museum wird die gesamte Geschichte auch anhand von Einzelschicksalen dokumentiert.
Schon vor meinem Besuch war mir klar, dass, wenn ich Hiroshima besuche, ich mich auch mit der tragischen Geschichte auseinandersetzen will. Genau damit beschäftigt sich auch ein neuer Reisetrend, der Tourist:innen an Orte führt, wo Verbrechen, Naturkatastrophen und andere Tragödien stattgefunden haben.
1. Ehrliches Interesse
Tourist:innen verhalten sich respektvoll gegenüber den Orten, an denen sie sich befinden, und wollen durch Empathie nachempfinden, was sich dort abgespielt hat, um daraus zu lernen.
2. Sensationslust
Die andere Variante ist eher dem Voyeurismus zuzuordnen, bei dem der Besuch von tragischen Orten zu Sensationszwecken und Nervenkitzel erfolgt.
Aber nicht nur Orte wie Hiroshima oder Auschwitz zählen zum Ziel von Dark Tourism, sondern auch Regionen, in denen Naturkatastrophen stattgefunden haben, wie Pompeji.
Dark Tourism wird immer beliebter
Nicht erst seit den Serien Dark Tourist (2018) und Chernobyl (2019) wird Dark Tourism immer beliebter. Bei Dark Tourist reist ein neuseeländischer Journalist an Orte von Tragödien und die Serie Chernobyl beschäftigt sich mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Auch die Plattform Future Market Insights prognostiziert einen Anstieg des Dark-Tourism-Marktes in den nächsten Jahren.
Was genau macht die Faszination dieser Art von Tourismus aus?
Die Motivation hinter dieser speziellen Form des Tourismus ist sicherlich sehr individuell. Aus einer Studie, die in der Fachzeitschrift International Hospitality Review veröffentlicht wurde, gehen einige Beweggründe für Dark Tourism hervor. Dabei spielen Neugier und der Besuch zu Bildungszwecken eine Rolle. Genauso wie auch die eigene Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens oder auch Warnungen aus der Geschichte. Wieder andere sind fasziniert beim Besuch von Gräbern berühmter Persönlichkeiten.
Es gibt aber auch kritische Stimmen, die vor allem die Kommerzialisierung von Tragödien anprangern, genauso wie respektloses Verhalten an Gedenkstätten oder tragischen Orten.
Kritik am Dark Tourism
Bei der Kritik steht vorwiegend der voyeuristische und respektlose Umgang mit dieser Form von Tourismus sowie die Kommerzialisierung im Vordergrund. Einher geht auch die Frage, ob Dark Tourism ethisch vertretbar ist.
Jährlich zieht es Millionen von Tourist:innen nach Pompeji, um die Ruinen des tragischen Vulkanausbruchs zu bestaunen. Der Eintritt der Erinnerungsstätte kostet dabei 11 Euro. Es wird kritisiert, dass aus menschlichem Leid Profit geschlagen wird. Allerdings muss dabei beachtet werden, wofür das Geld verwendet wird. In den meisten Fällen fließt es in die Erhaltung, Bildung und Instandsetzung von den jeweiligen Orten und wäre somit ethisch vertretbar.
Kann nicht auch Dark Tourism aus der richtigen Motivation heraus eine besonders eindrückliche und lehrreiche Erfahrung sein? Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja, das kann er, wenn man sich an ein paar einfache Regeln hält.
Dark Tourism: 3Tipps für einen verantwortungsbewussten Umgang
#1 Zeige Respekt
Wenn du dich an einem Ort befindest, der von Leid und Tod geprägt wurde, dann achte auch auf angemessenes Verhalten. Verzichte lieber auf Selfies und Fotos und verhalte dich ruhig und respektvoll.
#2 Erfahre etwas über die Geschichte
An tragischen Orten hast du oft die Möglichkeit, etwas über die Geschichte zu erfahren und zu lernen. Nutze die Gelegenheit und nimm etwas für dein eigenes Leben mit.
#3 Vermeide Voyeurismus
Ein Besuch von einem Ort, an dem Katastrophen stattgefunden haben, sollte nicht dazu dienen, eine Sensationslust zu befriedigen. Verzichte deshalb am besten auch auf Angebote, bei denen Unterhaltung im Vordergrund steht.
Bewusstes Reisen bildet
Der Reisetrend Dark Tourism bietet viele Möglichkeiten, wenn du mit ihm respektvoll umgehst. Dann kannst du auch etwas lernen, für bestimmte Themen sensibilisiert werden und letztlich bewusster reisen. Mein Besuch in Hiroshima und vor allem im Peace Memorial Museum war sehr lehrreich. Es hat mir aber auch gezeigt, wie lebensfroh die Stadt trotz ihrer tragischen Vergangenheit ist und warum es so wichtig ist, nach wie vor aufzuklären, damit sich die tragischen Ereignisse, wie in Hiroshima, nie wiederholen.
Wie stehst du zum Reisetrend Dark Tourism? Schreib es in die Kommentare!