Buenos Aires ist eine faszinierende Stadt. 11.750 Kilometer bin ich derzeit von Berlin entfernt und tatsächlich finde ich hier einerseits eine andere Welt vor, andererseits entdecke ich viele bekannte Einflüsse, etwa die aus Spanien oder Italien. Und doch wurden über die letzten Jahrhunderte viele dieser kolonialen Influencer infrage gestellt. Pizza ist hier nicht gleich Pizza, Tee ist nicht gleich Tee und die Buenos Aires Uhrzeit? Alles andere als unüberwindbar. In diesem Beitrag fasse ich 21 Überraschungen zusammen, die dir bei deinem Buenos Aires-Trip sicher weiterhelfen. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Buenos Aires Uhrzeit: Näher als gedacht
Die Entfernung zwischen Berlin und Buenos Aires mag auf den ersten Blick abschreckend wirken, doch in puncto Zeitverschiebung ist sie überraschend geringfügig. Mit nur vier Stunden Unterschied befindet sich Buenos Aires näher an der europäischen Zeitzone, als man vermuten würde. Diese geringe Differenz erleichtert sowohl die Kommunikation mit der Heimat als auch die Anpassung an den lokalen Rhythmus. Es ist fast so, als würde die Stadt im Einklang mit Europa tanzen – spät genug, um in eine andere Welt eintauchen zu können, aber früh genug, um nicht den Anschluss an die Heimat zu verlieren.
Eine Stadt der Kontraste und Überraschungen
Buenos Aires ist eine Stadt, die ständig zwischen Tradition und Moderne, zwischen südamerikanischer Eigenart und europäischem Erbe schwankt. Dies spiegelt sich in allem wider – von den kulinarischen Genüssen bis hin zu den gesellschaftlichen Gewohnheiten. Die argentinische Hauptstadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen, wo italienische Einflüsse auf südamerikanische Leidenschaft treffen und wo jeder Straßenzug eine neue Überraschung bereithält. Von der einzigartigen Sprache hin zur lebendigen Fußballkultur – Buenos Aires ist eine Stadt, die dich ständig auf Trab hält und dich mit jeder Ecke mehr in ihren Bann zieht.
Buenos Aires – Uhrzeit, Pizza, Fernet und andere Überraschungen:
#1 Verkehr: Chaos als Norm
In Buenos Aires wird das Überqueren bei Rot oft ignoriert, und Autofahrer:innen halten selten an Zebrastreifen. Diese lockere Einstellung zum Verkehr unterscheidet sich deutlich von europäischen Normen und war für mich eine der ersten Überraschungen. Hier gibt’s auch die breiteste Straße der Welt: Die Avenida 9 de Julio ist 140 Meter breit und hat 16 Spuren. Für das Überqueren sollte man einige Minuten einplanen (wenigstens gibt es hier Fußgängerampeln).
#2 Sprache: Einzigartiges Spanisch
Das Spanisch in Argentinien ist besonders. Wer ein wenig europäisches Spanisch spricht, wird das schnell merken. Ein paar Beispiele: Das "ll" wird oft wie "sch" ausgesprochen, Hotdogs heißen hier "Panchos" (nicht "Perrito caliente"), Avocados sind "Paltas" (nicht "Aguacate") und simple Worte wie hier und dort heißen nicht "aqui" und "alli" sondern "acá" und "acha".
#3 Bezahlung: Unterschrift und Ausweis statt Apple Pay
Anders als in vielen Teilen Europas ist es in Buenos Aires noch üblich, beim Bezahlen mit Karte zu unterschreiben und einen Ausweis vorzuzeigen, was manche überraschen mag. In Cafés und Restaurants ist dies meistens nicht notwendig, jedoch in Supermärkten. Apropos: Spanische Supermarktketten wie DIA und Carrefour (Express) haben sich hier auch etabliert.
#4 Pizza: Käseliebhaber-Paradies
Die argentinische Pizza ist einzigartig, aber alles andere als italienisch – sie ist dick und sehr käselastig, manchmal sogar mit Provolone statt mit Mozzarella belegt. Käsefans kommen hier auf ihre Kosten, doch wer eine echte napolitanische Pizza essen möchte, muss hier suchen. Und selbst dann wird sie auf argentinische Art und Weise aufgepimpt.
#5 Steckdosen: Europa-kompatibel
Interessanterweise passen europäische Stecker oft in argentinische Steckdosen, eine bequeme Überraschung für Reisende, die sich auf Unterschiede in der Stromversorgung vorbereiten.
#6 Plastik: Allgegenwärtig
In Buenos Aires ist die Verwendung von Plastik, besonders bei Verpackungen, noch weit verbreitet. Dies fällt ins Auge in einer Zeit, in der in Europa das Umweltbewusstsein wächst. Auch Mülltrennung ist hier buchstäblich ein Fremdwort.
#7 Abendessen: Eine Frage der Zeit
Die Porteños, so werden die Einwohner:innen der Innenstadt von Buenos Aires genannt, essen oft erst nach 21 Uhr zu Abend, viel später als in vielen europäischen Kulturen, aber doch sehr nah am Spanischen. Frühesser:innen haben dafür gute Chancen, Plätze in einem der gefragten Restaurants zu bekommen.
#8 Fußball: Mehr als ein Spiel
Fußball ist in Buenos Aires fast wie eine Religion. Die Fankultur zwischen Boca Juniors und River Plate ist beeindruckend. Graffitis und Messi als Werbefigur sind an jeder Ecke zu entdecken.
#9 Teezeit: Überraschung im Becher
Die Einwohner:innen von Buenos Aires, und nicht nur hier, sind ein Volk von Teetrinker:innen. Mate, um genau zu sein. Dieses traditionelle südamerikanische Getränk ist ein soziales Ritual und wird überall geteilt – im Park, am Arbeitsplatz oder zu Hause und wird stets in der Thermoskanne serviert und aus dem Bombilla-Becher getrunken. Übrigens: Die Mate-Teeauswahl im Supermarkt ist wesentlich größer als die Kaffeeauswahl.
#10 Kulinarische Expedition
Neben der berühmten argentinischen Küche, allen voran die Empanadas und Steakhäuser, die sogenannten Parillas, besticht Buenos Aires durch eine beeindruckende Vielfalt internationaler Küchen – von peruanisch bis koreanisch, ein Spiegelbild der multikulturellen Stadt. Argentinier:innen lieben übrigens Schnitzel. Hier heißen sie Milanesa, was normalerweise panierte Hähnchenschnitzel sind.
#11 Kultur kostenlos: Parks und Museen
Viele Parks und Museen in Buenos Aires sind entweder kostenlos oder sehr günstig (umgerechnet ca. 1 € Eintritt). Dies macht Kultur und Erholung für alle zugänglich. Sogar Flamingos und Giraffen kannst du mitten in der Innenstadt von Buenos Aires kostenlos sehen – im Ecoparque in Palermo.
#12 Spielkultur: Jenga in jedem Café
In Buenos Aires findest du fast in jeder Bar und jedem Café Jenga. Während andernorts in Europa dieses Geschicklichkeitsspiel oft irgendwo in der Spielekiste vergammelt, werden sie hier wirklich gespielt oder stehen bereits einladend auf dem Tisch.
#13 Nationalgetränk: Fernet-Branca
Auch wenn Fernet-Branca eigentlich ein italienischer Kräuterlikör ist, gibt es viele Argentinier:innen, die diesen Drink als ihr Nationalgetränk betrachten. Hier wird es allerdings häufig mit Cola zu einem Longdrink gemischt und ist vor allem bei Jüngeren beliebt.
#14 Buenos Aires Uhrzeit: Nah an Europa
Wie bereits erwähnt: Obwohl Buenos Aires geografisch weit entfernt liegt, man fliegt etwa 16 Stunden ab Berlin, beträgt der Zeitunterschied zu Deutschland nur vier Stunden. Dies erleichtert die Kommunikation und verringert den Jetlag.
#15 Süße Verführung: Dulce de Leche
Dulce de Leche (auf deutsch: "Süßes aus Milch") findest du hier überall. Dieser süße, karamellartige Brotaufstrich ist in Buenos Aires in vielen Desserts und Gebäcken zu finden. Besonders beliebt ist Dulce de Leche als Füllung in den Alfajores, einem Doppelkeks, der eigentlich eine maurisch-spanische Herkunft hat.
#16 Großstadt-Dschungel: Überraschend viel grün
Buenos Aires überrascht mit seiner grünen Seite. Zahlreiche Parks und Grünflächen, vor allem im Norden des Stadtteils Palermo, bieten eine willkommene Abwechslung zum städtischen Treiben. Dazu sorgen die vielen Ombú-Alleen für ein angenehmes Stadtklima. Ombús sind übrigens mit ihren mächtigen Stämmen und breiten, Schatten spendenden Kronen im botanischen Sinne gar keine Bäume, sondern Krautgewächse aufgrund ihres weichen Holzes.
#17 Sparangebote: Nimm Drei
Drei nehmen und Zwei zahlen – diese und ähnliche Sparangebote gibt‘s in Buenos Aires flächendeckend. Tatsächlich wurde ich bereits mehrfach darauf hingewiesen, doch noch einmal zurückzugehen, um mir beispielsweise eine dritte Flasche Wein aus dem Regal zu nehmen. Umsonst.
#18 Soziale Herausforderungen: Sichtbare Armut
Trotz seiner Schönheit und Kultur ist die extreme Armut in einigen Teilen von Buenos Aires nicht zu übersehen. Wenn vor einem Sternerestaurant jemand in den Müllcontainer steigt, um brauchbare Wertstoffe, meistens Metalle, hinauszuwerfen, so ist das kein unüblicher Anblick. Die extreme Inflation (etwa 200 % derzeit) und die Wahl eines Populisten befeuert derzeit die soziale Spaltung. Etwas weniger als die Hälfte der argentinischen Bevölkerung lebt unter der von der UN festgelegten Armutsgrenze.
#19 Metzgerdichte: Fleischliebhaber-Paradies
Die Dichte an Metzgereien, die größte Kette heißt Res in Buenos Aires, ist vergleichbar mit der Bäckereiendichte in Deutschland und spiegelt die Liebe zu Fleisch wider. Argentinisches Rindfleisch ist weltbekannt und am besten in den vielen Parillas zu probieren. Verglichen mit europäischen Ländern wird hier am Fleisch auch nicht gegeizt. Die Standardgröße eines hervorragenden, knochenlosen Steaks beträgt hier 350 Gramm und kostet in einem guten Restaurant umgerechnet zwischen 12 und 16 Euro (Stand: Januar 2024).
#20 Hundeliebe: Stadt der Vierbeiner
Die Menschen in Buenos Aires lieben ihre Hunde und gehören zum Stadtbild dazu. Insbesondere in den großen Parks in Palermo, etwa im Plaza Sicilia, ist es keine Seltenheit auf Hundesitter mit zehn Hunden oder mehr an einer Leine zu sehen.
#21 Zubereitung: Unscharf und salzarm
Argentinisches Essen ist bekannt für seine Qualität, besonders das Fleisch, wie oben bereits erwähnt. Doch überraschenderweise ist es selten scharf, im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Küchen. Auch Salz und Gewürze kommen nicht in dem Maße zum Einsatz, wie man es aus der europäischen, speziell in der mediterranen Küche kennt. Ich habe sogar den Eindruck, dass das Chimichurri in Europa schärfer zubereitet wird als hier.