Können wir eigentlich reisen, ohne Tourist:innen zu sein? Diese Frage stelle ich mir auch bei meinen Reisen und versuche so gut es geht, kein Tourist, sondern ein Reisender zu sein.

Bei meinen Reisen fällt es mir immer schwer, mich selbst als Tourist zu bezeichnen. Sicherlich liegt das nicht nur an meinem Aussehen, bei dem ich natürlich versuche nicht das Klischee vom deutschen Touristen – Tennissocken, Sandalen, „Bier formte diesen schönen Körper“-T-Shirt und beige Shorts – zu erfüllen. Aber, reicht ein lässiger Kleidungsstil aus, um schon als Reisender zu gelten?

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Die Welt ist ein Dorf

Da ich selbst Musiker und Songwriter bin, beschäftige ich mich auch mit Reisen in meiner Musik. Ich erinnere mich noch an die Textzeile von einem Song „only when you leave you can come home“. Paradoxerweise habe ich den Song zu einem Zeitpunkt geschrieben, an dem ich bisher nicht viel auf Reisen war und vorwiegend mein Bruder als Reisender galt – nur mit dem Rucksack ausgestattet 9 Monate in Australien. Gut, das ist mittlerweile auch schon eine Art Standard geworden und lustigerweise hat er erzählt, dass die erste Person, die er im Hostel in Cairns getroffen hat, jemand aus Bayern war. Die Welt ist ein Dorf.

Dieses Sprichwort hast du sicherlich schon öfter gehört. Schon verrückt, mir ist etwas Ähnliches passiert, also ich mehrere Wochen in Kuba unterwegs war und auf einer Tour durch die Zuckerrohrplantagen einen ehemaligen Klassenkameraden getroffen habe.

Warum Verirren wichtig für das Reisen ist

Zurück zur Ausgangsfrage: Können wir reisen ohne Tourist:in zu sein? Damit hat sich auch der irakisch-amerikanische Anthropologe, Schriftsteller und Dichter Louis Yako beschäftigt. Er sagt, dass Tourist:innen nur das sehen, was sie sehen wollen, wie den Big Ben in London oder auch den Eiffelturm in Paris. Seiner Meinung nach können nur Reisende Orte wirklich sehen. Er führt weiterhin aus, dass er bei seinen Reisen festgestellt hat, dass Tourist:innen oftmals Bestätigung darin suchen, in dem, was sie ohnehin schon über einen Ort oder eine Region gedacht haben. Für ihn beginnst du ein:e Reisende:r zu sein, wenn du weißt, wie du dich verirren kannst.

Reisen bedeutet mehr über uns zu erfahren

Ich glaube, daran ist schon etwas dran. Denn erst, wenn wir von unserem Weg abkommen und uns treiben lassen, dann sind wir außerhalb unserer Komfortzone und müssen uns neu einstellen, unsere bisherigen Ansichten überdenken und Lösungen finden, um uns wieder orientieren zu können.

Genau darum geht es auch beim Reisen meiner Meinung nach. Wir lernen mehr über uns und unser Leben, wenn wir uns nicht immer in der gleichen Blase befinden. An unterschiedlichen Orten der Welt entdecke ich immer wieder etwas, was mich an Zuhause erinnert und nehme gleichzeitig auch immer etwas mit, das ab diesem Zeitpunkt immer bei mir ist – wie ein Souvenir.

Das kann eine Erfahrung sein, ein Gespräch, eine Begegnung. Es ist von diesem Zeitpunkt an, immer da und begleitet mich durch mein weiteres Leben. Klar ist das einfach gesagt, wenn man Zeit hat und nicht in kurzer Zeit möglichst viele Eindrücke haben will, aber kommt es darauf an beim Reisen?

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Ich denke, wir können reisen, ohne typische Tourist:innen zu sein, wenn wir bewusster reisen, uns auf neue Dinge einlassen und auch mal zulassen, dass wir etwas verpassen.

Denn vielleicht ist genau der Umweg, ein Weg, den wir sonst nie genommen und somit nie diese eine Erfahrung gemacht hätten.

Wir wären wieder zurück daheim und etwas Besonderes wäre uns verborgen geblieben.

In diese Sinne: Augen auf und mit einem Lächeln durch die Welt gehen und bewusst auch einmal etwas verpassen, so lernen wir weniger touristisch zu sein.

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Was bedeutet Reisen für dich? Schreib es in die Kommentare.