„Das ist doch viel teurer!“, „Soll ich jetzt nur noch im Zelt schlafen?“ und „Darf ich jetzt etwa nicht mehr fliegen?“ Wer Wert auf umweltfreundliches Reisen legt und das auch offenkundig nach außen trägt, wird diese Aussagen bestimmt schon öfter gehört haben. Wir räumen hier mal mit ein paar der häufigsten Mythen und Vorurteilen zum Thema nachhaltig reisen auf. Denn wer sich mit dem Thema ein wenig genauer beschäftigt, wird merken, dass einiges davon definitiv nicht zutrifft, aber auch in unserer Hand als Reisende liegt.

Hand aufs Herz: Wir alle haben doch gar keine Lust, wie Sardinen am Strand zu liegen und die wunderbare Landschaft mit x-tausend anderen Tourist:innen zu teilen. Wir wollen lieber schöne Erfahrungen im Urlaub sammeln, eindrückliche Erlebnisse, die uns mit dem Land und der Reise verbinden.

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Wann immer wir reisen, beeinflussen wir die Umwelt, die Wirtschaft und die Kultur unseres Reiselandes.

Massentourismus bringt viele negative Einflüsse mit, aber die perfekte nachhaltige Reise gibt es auch nicht. Aber wir sollten uns davon nicht entmutigen lassen, sondern uns lieber damit beschäftigen, was wir Positives bewirken können.

Fangen wir doch am besten damit an, einige der häufigsten Mythen und Vorurteile zum Thema nachhaltig reisen zu entkräften.

Nachhaltig reisen: die fünf häufigsten Mythen und Vorurteile

#1 „Nachhaltig reisen ist doch viel teurer!“ 

Ob nachhaltig oder nicht: Reisen an sich kann teuer oder auch budgetfreundlich sein. Das hängt ganz davon ab, welche Ansprüche, Bedürfnisse und Reiseziele du selbst hast. Wer lieber in die Karibik reist, wird vermutlich mehr bezahlen, als auf Bali oder in Österreich. Auf Nachhaltigkeit umzustellen, bedeutet oft höhere Kosten für z. B. den zertifizierten Hotelbetrieb. Damit ist das Biohotel vermutlich teurer als der Gasthof von nebenan.

Das ist aber nicht der Punkt, der gegen nachhaltiges Reisen spricht. Denn auch ein kleinerer Gasthof kocht mit regionalen Zutaten, muss die Zimmer nicht jeden Tag reinigen und beherbergt eine geringere Anzahl Gäste – und ist damit wiederum umweltfreundlich.

Foto: Unsplash/Markus SpiskeUnUnU

#2 „Slow Travel kommt für mich nicht in Frage! Ich habe doch kaum Zeit, was zu erleben!“ 

Das Konzept des „Slow Travel“ wird oft als Synonym für nachhaltiges Reisen verwendet. Beide Reisearten ergänzen sich perfekt. Beim „Slow Travel“ geht es darum, bewusst und achtsam zu reisen, das Land und die Kultur näher kennenzulernen und vor allem zu entschleunigen. Das geht auch, wenn du wenig Zeit mitbringst. Wichtig ist dabei eher: Nimm dir die Zeit so, wie du sie brauchst. Wer sich treiben lässt, ein Bewusstsein für Details entwickelt und wertschätzt, was er erlebt, hat schon einen großen Schritt in Richtung „Bye Reisestress!“ getan.

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#3 „Kann ich jetzt nur noch im Zelt schlafen?“ 

Camping unter dem Sternenhimmel hat definitiv seinen Reiz. Um umweltfreundlich zu reisen, ist es aber nicht nötig, dass man sein Bett nur noch im Wald oder auf dem Campingplatz aufbaut. Bei vielen Unterkünften ist Nachhaltigkeit gar nicht mehr wegzudenken, die Gäste fordern das bereits ein. In Bio-Baumwollbetten zu schlafen und sich regional gut und lecker zu ernähren, ist doch für jeden ein erholsames Erlebnis. Im nachhaltigen Tourismus wird somit genauso stark auf Komfort und Standard für die Gäste geachtet.

Foto: Unsplash/Scott Goodwill

#4 „Darf ich jetzt nicht mehr fliegen?“ 

Zu Fuß unterwegs zu sein, ist die nachhaltigste Art zu reisen. Auf öffentliche Verkehrsmittel wie die Bahn umzusteigen, ist auch schon mal ein guter Schritt. Wer dennoch Reiseziele, die weiter weg sind, erreichen will und das nur mit dem Flugzeug kann, sollte z. B. auf Direktflüge achten und möglichst viel Zeit im Reiseland einplanen. Kurzstrecken belasten das Klima sehr. Auch am Reiseziel direkt kannst du bereits etwas bewirken, indem du auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zurückgreifst.

Foto: Unsplash/Fredrik Öhlander

#5 „Bei jeder Buchung darauf zu achten, ist mir zu anstrengend!“ 

Gefühlt bietet jedes Hotel, jede Unterkunft und jede Tour etwas an, das nachhaltig ist. Es ist gut, dass von Reiseanbieter:innen und -portalen darauf geachtet wird. Aber manchmal hat man doch auch das Gefühl, es steht da einfach nur, um das schlechte Gewissen zu beruhigen und ist einfach nicht „ehrlich“. Gleichzeitig ist es oftmals sehr überfordernd, bei jeder Buchung darauf zu achten; vor allem, wenn es dann auch noch die persönlichen Bedürfnisse und die Reiseroute beeinflusst.

Das Gute ist: Es gibt Buchungsportale, die sich auf umweltfreundliches Reisen spezialisiert haben wie socialbnbecobnbrenatour und goodtravel. Und auch bei den gängigen Portalen wie booking.com oder Skyscanner kannst du entsprechende Filter einstellen, die dir anzeigen, was bereits für nachhaltige Maßnahmen unternommen werden und wie viel CO₂ der Flug verbraucht oder einspart. Zu Beginn bedeutet es also etwas Rechercheaufwand für dich. Aber dafür lohnt es sich spätestens bei deiner erlebnisreichen Reise.

Nachhaltig reisen: Du hast es in der Hand!

Wie bei vielen Dingen in unserem Leben, fallen uns häufig Gründe ein, warum wir etwas nicht tun möchten. Kritisches Hinterfragen ist richtig und absolut wichtig. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir als Reisende durchaus über die „Macht“ verfügen, den Tourismus in eine wichtige Richtung zu lenken und die Nachfrage nach nachhaltigem Reisen zu erhöhen. Eine andere Perspektive kennenzulernen und neue Erfahrungen zu machen, macht schließlich Spaß.

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